10.
2004
Herren NLA: Malans gewinnt Spitzenkampf
Nur schon die Warteschlange vor dem Spiel deutete auf ein spezielles Ereignis hin. 860 Zuschauer durfte der Stadionspeaker dann ausrufen. Ein würdiger Rahmen für das Spitzenspiel der Runde. Wer allerdings ein Offensivspektakel erwartet hatte, wurde jedoch bitter enttäuscht. Trotz des frühen Saisonzeitpunkts lieferten sich beide Equipen einen beinahe Play-Off würdigen Schlagabtausch. Die Angst den entscheidenden Fehler in der Defensive zu machen war allgegenwärtig oder anders ausgedrückt, der Respekt vor den beiden besten Offensivabteilungen war sehr gross. Wiler-Ersigen war zwar mehrheitlich in Ballbesitz, doch die den Raum vor dem Tor geschickt eng machenden Alligatoren gewährten den Bernern nur den Raum der Bande entlang. Meistens blieb Wiler nur die Möglichkeit den Ball in einen der Bandenecke zu spedieren, dort zeigten sich Alligators Verteidiger aber physisch und technisch auf der Höhe. Abschlussmöglichkeiten blieben den Hausherren meistens nur durch Weitschüsse von der Mittellinie. Die besten boten sich Marcel Kaltenbrunner (18.) und dem überraschend als Verteidiger nominierten Schweden Olle Thorsell (19.). Zu diesem Zeitpunkt lagen die Malanser aber bereits in Führung. Den ersten Vorstoss des Finnen Esa Jussila konnte Wiler-Goalie Patrick Kellenberger noch bremsen, beim Nachschuss von Martin Sauter war er jedoch machtlos (16.). Überhaupt sorgten die wenigen zugestandenen Konter für die meiste Aufregung vor beiden Toren.
Wiler macht das Spiel, Alligator die Tore
Im zweiten Abschnitt war Wiler bemüht, mehr Druck zu entfachen. Die ersten
Angriffsbemühungen wurden aber mit einem Lattenschuss von Matthias Hofbauer nur
schlecht belohnt (25.). Alligator blieb weiterhin äusserst konzentriert in der
Defensive und schirmte ihren Torhüter Roger Tönz bedeutend besser ab als vor
Wochenfrist. Was trotzdem aufs Tor kam, wurde zur sicheren Beute des Natikeepers.
In der 30. Minute steckte einigen SVWE-Supporter der Torschrei bereits
zuvorderst auf den Lippen, in extremis lenkte Tönz jedoch mit den Fingerspitzen
einen Schuss Cedric Rüegsegger um den Pfosten. Vier Minuten später war der
Ausgleich aber Tatsache. Nach einer Tändelei in der Abwehr - einer der ersten
Fehler überhaupt - traf Natispieler Roger Gerber zum 1:1 (34.). Aber auch nach
diesem Tor fanden die Berner ihren Rhythmus nicht. Unter der Führung des
magistralen Mathias Larsson, welcher praktisch keinen Zweikampf verlor und mit
seinen Dribbelkünsten ein weiteres Mal für Knöpfe in den Beinen der Gegenspieler
sorgte, tauchten die Alligatoren in regelmässigen Abständen vor dem Tor
Kellenbergers auf. Mal war es das Duo Sauter/Jussila (26.) oder dann green.ch
Topskorer Martin Olofsson, welcher zwar hautnah bewacht wurde, aber mit (fast)
jedem Ball für Unruhe in der Abwehr sorgte. Kurz vor Drittelsende setzten die
Alligatoren nochmals ein Brikett nach. Erst Olofsson mit einem Weitschuss -
Brunner verfehlte den Abpraller nur knapp - und danach Jussila mit einem
gefährlichen Weitschuss testeten Kellenberger erfolglos. Wenige Sekunden vor der
Sirene war's dann aber trotzdem soweit, Jussila nahm wieder Mass und Flurin
Bösch konnte den Rebound zum 2:1 in die Maschen setzen.
Hochspannende Schlussphase
Die Sache mit den "Toren in psychologisch wichtigen Momenten" hatten die
Alligatoren heute besonders gut verstanden. Kaum war die Partie wieder
angepfiffen, lancierte Olofsson seinen Center Brunner mit einem Musterpass,
welcher dieser mustergültig zum 3:1 verwertete. Für die konsternierten Berner
kam's aber noch deftiger. Den ersten - und auch einzigen - Ausschluss in dieser
harten aber fairen Partie verwertete Roger Stegmann zum vorentscheidenden 4:1
(47.). Nun wurden die Angriffe der Blau-Weissen wütender, aber auch
verzweifelter. Aber auch die vielgescholtene Brechstange erfüllte ihren Zweck
nicht, einzig Gerber traf zum Zweitenmale den Pfosten (52.). Alligators
Defensive stand souverän und liess sich nicht zu hektischen Aktionen verleiten.
In der 55. Minute übertrieb es Max Riederer aber mit dem Körperspiel und drückte
seinen Gegner regelwidrig zu Boden. Matthias Hofbauer nahm für den fälligen
Strafstoss Anlauf und bezwang Torhüter Tönz sicher mit 4:2. Nun streiften die
Wiler-Spieler sämtliche taktische Fesseln ab und bestürmten das Malanser Tor
aufs Heftigste. Angetrieben vom spät erwachten Anhang, wurde die Urgewalt des
Berner Offensivspiels wurde nun endlich deutlich. Zwei Minuten nach seinem
Bruder traf Christoph Hofbauer auch zum 3:4 Anschlusstreffer. Als Wiler-Coach
Thomas Berger eine Minute vor Spielschluss auch noch seinen Torhüter durch einen
sechsten Feldspieler ersetzte, erwürgte der Wiler-Druck beinahe den Alligatoren.
20 Sekunden vor Spielende hatte Brunner aber die Möglichkeit mit einem
Kontervorstoss die Sache mit einem Schuss ins leere Tor klar zu machen, weshalb
er jedoch aus drei Metern Entfernung nicht traf, wird ewig sein Geheimnis
bleiben. Beinahe wäre dies auch noch bestraft worden, der letzte Schuss von
Christoph Hofbauer sechs Sekunden vor Ende flog nur knapp am Malanser Tor
vorbei.
Zusammenschluss an der Spitze
Die Erleichterung war gross bei den Alligatoren, so auch bei Verteidiger Michael
Pfiffner, welcher seine Feuertaufe im 1. Block der Malanser mit Bravour
überstand. "Das Spiel war lange ausgeglichen, wir konnten unsere Möglichkeiten
einfach besser nutzen." Der Melser hatte das ganze Spiel ein gutes Gefühl, auch
wenn's kurz vor Schluss ziemlich turbulent vor dem Tor zu und her ging. "Ein
bisschen Glück gehört dazu, aber das haben wir uns sicher verdient." Alligator
zeigte taktisch eine reife Leistung, eine der wichtigsten Angriffswaffen - der
Querpass hinter der Verteidigung durch - wurde den Bernern mit geschickten
Stellungsspiel praktisch entzogen, zudem wurden die Weitschüsse der Verteidiger
mehrheitlich geblockt. Wichtig war auch, dass die Alligatoren nicht um jeden
Preis den Offensiverfolg suchten und kopflos nach vorne stürmten. So kam die
gefürchtete Wiler-Konterstärke ebenfalls selten zum Tragen. In der Offensive
zeigte sich einmal mehr die Ballsicherheit von Leuten wie Larsson oder Jussila
als Gold wert, zudem sorgten die Stürmer mit ihrer Präsenz im Slot stetig für
Aufregung. Zwei Abprallertore sprechen für die gute Arbeit in der gegnerischen
Zone vor dem Tor. Mit diesem Auswärtserfolg kam es an der Tabellenspitze zum
Zusammenschluss. GC, Wiler-Ersigen und Malans liegen nun punktgleich auf den
Rängen 1-3.
SV Wiler-Ersigen - UHC Alligator Malans 3:4 (0:1, 1:1, 2:2)
Sportzentrum, Zuchwil - 860 Zuschauer.
SR: Estermann / Schoch
Tore: 16. Sauter (Jussila) 0:1, 34. Gerber (Hedlund) 1:1, 40. Bösch (Jussila) 1:2, 42. Brunner (Olofsson) 1:3, 47. Stegmann (Larsson; Ausschluss Rüegsegger) 1:4, 55. M. Hofbauer (Penalty) 2:4, 57. Chr. Hofbauer (Kaltenbrunner) 3:4
Strafen: Wiler-Ersigen 1x2'; Alligator Malans keine
Wiler-Ersigen: Kellenberger; Thorssell, Bichsel; Kaltenbrunner, Flury; Koch, Schild; Hedlund, A. Zimmermann; M. Hofbauer, Zurflüh, Chr. Hofbauer; Mühlethaler, Brechbühl, Rüegsegger
Alligator Malans: Tönz; Larsson, Pfiffner; Riederer, Stegmann; Brunner, Capatt, Olofsson; Jussila, Sauter, Bösch
Bemerkungen: Wiler-Ersigen ohne Keller, Streit (verletzt); Alligator Malans ohne Bebi, Eggenberger, Schärli (alle verletzt); Pfostenschüsse 3. Olofsson, 25. M. Hofbauer, 52. Gerber