15.
03.
2003
NLA Männer | Autor: HC Rychenberg Winterthur

Herren NLA: Was war denn das, Rychenberg?

Eine indiskutabel schwache Darbietung gegen ein wenig motiviertes Torpedo Chur hinterlässt ein ungutes Gefühl für die Aussichten des HC Rychenberg Winterthur in den Playoffs.

"Im letzten Spiel der Finalpoule sollten wir den Level der Qualifikation wieder erreicht haben und bereit für die Playoffs sein." Wenn diese vor Kurzem von Rychenberg-Trainer Sascha Brendler abgegebene Erklärung richtungsweisend für die Playoffs sein soll, dann wird das Abenteuer Playoffs ein kurzes sein für seine Mannschaft. Die Hauptprobe ist augenscheinlich gründlich misslungen. Die Gelegenheit, zum Abschluss der Finalpoule noch etwas Moral für die anstehenden Halbfinals gegen Vizemeister Wiler-Ersigen zu tanken, liess Rychenberg mit seiner uninspirierten Leistung links liegen, so als hätten sie dies nicht nötig.
Dabei wäre es wahrscheinlich noch nie so einfach gewesen, bei Torpedo Chur zum Sieg zu kommen. Die Disposition von Churs schwedischem Trainer Jörgen Sjöstedt, Nationalverteidiger Lulzim Kamaj als Center und Nationalstürmer Daniel Telli als Verteidiger zu nominieren, hätte da durchaus hilfreich sein können. Rychenberg, das ja vor der entscheidenden Phase der bislang so erfreulich verlaufenen Saison steht, verweigerte die dargebotene Hand jedoch mit einer Nonchalance, die seinesgleichen sucht.
Nichts erinnerte an die umkämpften Begegnungen der Qualifikation. Zweikämpfen ging man speziell im Startdrittel, im Grunde aber über die ganzen sechzig Minuten möglichst aus dem Weg und Unkonzentriertheiten hüben wie drüben liessen daran zweifeln, dass zwei Schweizer Spitzenmannschaften am Werk waren.
Ab dem Mitteldrittel bekamen die wenigen Zuschauer wenigstens zahlreiche Tore zu sehen. Den Anfang machten Radim Cepek und seine jungen Adlaten Jonas Grunder und Mark Schuler. Binnen zwei Minuten machten sie aus dem 0:1 ein 2:1. Das Resultat der einzigen (kurzen) Phase, in der Rychenberg konsequent, engagiert und konzentriert auftrat.
Die Schnelligkeit, mit der Wende realisiert werden konnte, tat den Winterthurern offensichtlich nicht gut, denn fortan bewegten sie sich wieder im alten Fahrwasser. Ein Übriges zum Laissez-faire trug bei, dass ihnen zum Drittelsende durch Simon Eichmann und Thomas Weber in Überzahl drei weitere Treffer gelangen. Mit dem 5:1 im Rücken hakten sie das Spiel als erledigt ab und luden damit die Bündner zu einem sehenswerten Revival ein. Bis zur 51. Minute gelangen Sjöstedts Team sechs Tore und ging damit wieder in Führung. Zuletzt waren es gar deren acht und drei Stangenschüsse innert zwanzig Minuten, und das gegen die in der Qualifikation mit nur gut drei Gegentreffern pro Spiel beste Defensive.
Brendler blieb nur das Kopfschütteln: "So etwas habe ich nicht einmal auf dem Kleinfeld erlebt und dort gibt es weiss Gott einige Tore mehr pro Drittel." Auch Routinier Reto Leemann rang nach Worten: "Wir spielten von Anfang an schlecht und hatten nur zu Beginn des Mitteldrittels einige zwingende Chancen. Im Mitteldrittel sind wir zu einfach hoch in Führung gegangen. Im Schlussabschnitt war bei Torpedo jeder Schuss ein Treffer. Wir dagegen haben uns mit dummen Strafen selber aus dem Spiel genommen. Unsere Leistung war schlicht katastrophal."
Nun hat das Team zwei Wochen Zeit, um sich auf die Playoffs einzustellen. Teammanager Pius Truttmann ist überzeugt, dass ihnen die Umstellung gelingen wird; allerdings nur, wenn wieder alle wie während der ganzen Saison hart an sich und am Team arbeiten.


Torpedo Chur - HC Rychenberg Winterthur 9:6 (1:0, 0:5, 8:1)
Oberhof, Schiers - 100 Zuschauer
SR: Schwingenschrot/Servodio
Tore: 6. Rauch (Capaul) 1:0. 22. Grunder (Cepek, Schuler) 1:1. 24. Schuler (Eichmann) 1:2. 37. Eichmann (Zürcher/Ausschluss Chur) 1:3. 38. Weber (Cepek/Ausschluss Chur) 1:4. 40. Weber (Bösch/Ausschluss Chur) 1:5. 42. Telli (Alt) 2:5. 45. Sauter (Kamaj/Ausschluss Rychenberg) 3:5. 47.(46:00) Telli (Sauter, Alt) 4:5. 47. (46:33) Brühwiler (Eichmann) 4:6. 49. Capaul (Bachmann) 5:6. 51. (50:27) Kamaj (Taisch/Doppelausschluss Rychenberg) 6:6. 51. (50:40) Bachmann (Taisch, Telli/Ausschluss Rychenberg) 7:6. 57. Capaul (Taisch, Bachmann) 8:6. 59. Taisch (Sauter) 9:6
Strafen: 1x5' Chur, 5x2' Rychenberg
HC Rychenberg: Böhm; Weber, Bösch; Eichmann, Brühwiler; Widler; Zürcher, Vollenweider, Leemann (20. Peter); Schuler, Cepek, Grunder; Bale, Rauchenstein, Illi. - Bemerkungen: Bei Rychenberg fehlten Favez, Rufer, Villiger (alle verletzt), Dolski und Hefti (beide krank), nicht eingesetzt wurde Kellenberger. 46., 50. und 60. Stangenschüsse Chur. 52. Timeout Rychenberg
Best Players: Felix / Eichmann
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