03.
2003
Herren NLA: Was war denn das, Rychenberg?
"Im letzten Spiel der Finalpoule sollten wir
den Level der Qualifikation wieder erreicht haben und bereit für die Playoffs
sein." Wenn diese vor Kurzem von Rychenberg-Trainer Sascha Brendler
abgegebene Erklärung richtungsweisend für die Playoffs sein soll, dann wird
das Abenteuer Playoffs ein kurzes sein für seine Mannschaft. Die Hauptprobe ist
augenscheinlich gründlich misslungen. Die Gelegenheit, zum Abschluss der
Finalpoule noch etwas Moral für die anstehenden Halbfinals gegen Vizemeister
Wiler-Ersigen zu tanken, liess Rychenberg mit seiner uninspirierten Leistung
links liegen, so als hätten sie dies nicht nötig.
Dabei wäre es wahrscheinlich noch nie so einfach gewesen, bei Torpedo Chur zum
Sieg zu kommen. Die Disposition von Churs schwedischem Trainer Jörgen Sjöstedt,
Nationalverteidiger Lulzim Kamaj als Center und Nationalstürmer Daniel Telli
als Verteidiger zu nominieren, hätte da durchaus hilfreich sein können.
Rychenberg, das ja vor der entscheidenden Phase der bislang so erfreulich
verlaufenen Saison steht, verweigerte die dargebotene Hand jedoch mit einer
Nonchalance, die seinesgleichen sucht.
Nichts erinnerte an die umkämpften Begegnungen der Qualifikation. Zweikämpfen
ging man speziell im Startdrittel, im Grunde aber über die ganzen sechzig
Minuten möglichst aus dem Weg und Unkonzentriertheiten hüben wie drüben
liessen daran zweifeln, dass zwei Schweizer Spitzenmannschaften am Werk waren.
Ab dem Mitteldrittel bekamen die wenigen Zuschauer wenigstens zahlreiche Tore zu
sehen. Den Anfang machten Radim Cepek und seine jungen Adlaten Jonas Grunder und
Mark Schuler. Binnen zwei Minuten machten sie aus dem 0:1 ein 2:1. Das Resultat
der einzigen (kurzen) Phase, in der Rychenberg konsequent, engagiert und
konzentriert auftrat.
Die Schnelligkeit, mit der Wende realisiert werden konnte, tat den Winterthurern
offensichtlich nicht gut, denn fortan bewegten sie sich wieder im alten
Fahrwasser. Ein Übriges zum Laissez-faire trug bei, dass ihnen zum Drittelsende
durch Simon Eichmann und Thomas Weber in Überzahl drei weitere Treffer
gelangen. Mit dem 5:1 im Rücken hakten sie das Spiel als erledigt ab und luden
damit die Bündner zu einem sehenswerten Revival ein. Bis zur 51. Minute
gelangen Sjöstedts Team sechs Tore und ging damit wieder in Führung. Zuletzt
waren es gar deren acht und drei Stangenschüsse innert zwanzig Minuten, und das
gegen die in der Qualifikation mit nur gut drei Gegentreffern pro Spiel beste
Defensive.
Brendler blieb nur das Kopfschütteln: "So etwas habe ich nicht einmal auf
dem Kleinfeld erlebt und dort gibt es weiss Gott einige Tore mehr pro
Drittel." Auch Routinier Reto Leemann rang nach Worten: "Wir spielten
von Anfang an schlecht und hatten nur zu Beginn des Mitteldrittels einige
zwingende Chancen. Im Mitteldrittel sind wir zu einfach hoch in Führung
gegangen. Im Schlussabschnitt war bei Torpedo jeder Schuss ein Treffer. Wir
dagegen haben uns mit dummen Strafen selber aus dem Spiel genommen. Unsere
Leistung war schlicht katastrophal."
Nun hat das Team zwei Wochen Zeit, um sich auf die Playoffs einzustellen.
Teammanager Pius Truttmann ist überzeugt, dass ihnen die Umstellung gelingen
wird; allerdings nur, wenn wieder alle wie während der ganzen Saison hart an
sich und am Team arbeiten.
Torpedo Chur - HC Rychenberg Winterthur 9:6 (1:0, 0:5, 8:1)
Oberhof, Schiers - 100 Zuschauer
SR: Schwingenschrot/Servodio
Tore: 6. Rauch (Capaul) 1:0. 22. Grunder (Cepek, Schuler) 1:1. 24. Schuler (Eichmann) 1:2. 37. Eichmann (Zürcher/Ausschluss Chur) 1:3. 38. Weber (Cepek/Ausschluss Chur) 1:4. 40. Weber (Bösch/Ausschluss Chur) 1:5. 42. Telli (Alt) 2:5. 45. Sauter (Kamaj/Ausschluss Rychenberg) 3:5. 47.(46:00) Telli (Sauter, Alt) 4:5. 47. (46:33) Brühwiler (Eichmann) 4:6. 49. Capaul (Bachmann) 5:6. 51. (50:27) Kamaj (Taisch/Doppelausschluss Rychenberg) 6:6. 51. (50:40) Bachmann (Taisch, Telli/Ausschluss Rychenberg) 7:6. 57. Capaul (Taisch, Bachmann) 8:6. 59. Taisch (Sauter) 9:6
Strafen: 1x5' Chur, 5x2' Rychenberg
HC Rychenberg: Böhm; Weber, Bösch; Eichmann, Brühwiler; Widler; Zürcher, Vollenweider, Leemann (20. Peter); Schuler, Cepek, Grunder; Bale, Rauchenstein, Illi. - Bemerkungen: Bei Rychenberg fehlten Favez, Rufer, Villiger (alle verletzt), Dolski und Hefti (beide krank), nicht eingesetzt wurde Kellenberger. 46., 50. und 60. Stangenschüsse Chur. 52. Timeout Rychenberg
Best Players: Felix / Eichmann