12.
2004
Herren NLA: Zu spät erwacht
„Gast“ steht gross und deutlich auf den Hinterteilen der Trikots und Hosen von Schweizermeister Wiler-Ersigen. Normalerweise bringt man als eingeladener Gast auch Geschenke mit. Die Berner hatten am Sonntagabend in Schiers anderes vor. Bereits 7 Sekunden nach Anpfiff blies der schwedische Stürmer Andreas Hedlund mit seinem Weitschuss seine Farben zum Angriff. 12 Sekunden später doppelte Verteidiger Simon Bichsel nach, in diesem Rhythmus ging's auch (fast so) weiter. Dem stark ersatzgeschwächten Alligator Malans – neben den drei Dauerverletzten Michael Bebi, Thomas Hitz, Christoph Ruof, konnten auch Martin Olofsson, Armin Brunner und Matthias Jecklin nicht mittun – blieb nicht viel anderes übrig, als aus einer massierten Abwehr heraus zu agieren. Ungewohnt defensiv mit einem forecheckenden Spieler an der Mittellinie und zwei hintereinander gestaffelten defensiv agierenden Spielern, versuchten die Alligatoren das 0:0 möglichst lange zu halten und mit einzelnen „Guerilla“ Kontern ihr Heil zu suchen. Die Taktik ging – vor allem dank einem Roger Tönz in Hochform – bis 18:57 auch auf. Die schlussendlich matchentscheidende Situation spielte sich kurz vor Schluss des ersten Drittels ab. Während die Alligator-Spieler vehement – und leider auch zurecht - ein Handspiel von Wiler-Verteidiger Markus Koch reklamierten, schnappte sich dieser den Ball und Torhüter Roger Tönz nach einem schnellen Vorstoss über den linken Flügel zum 0:1. Die Gemüter hatten sich noch nicht beruhigt, als nur 9 Sekunden später Andreas Hedlund bereits über das 0:2 jubelte.
Lehrstunde des Meisters
Einmal im Rückstand liegend, nahm das Unheil seinen Lauf. Nur 32 Sekunden nach
Wiederanpfiff traf erneut Gerber zum 0:3. Von diesem Nackenschlag erholten sich
die Malanser nicht mehr. Schweizermeister Wiler-Ersigen liess Ball und Gegner
gekonnt laufen, während der Malanser Beton mehr und mehr bröckelte. Mit
vereinzelten Entlastungsangriffen suchten sie verzweifelt den Anschlusstreffer -
Christoph Hofbauer und Hedlund erhöhten das Skore aber bis zur Pause auf 0:5.
Beeindruckend, wie alle drei Wiler-Blöcke eine unglaubliche Genauigkeit und
Tempofestigkeit an den Tag legten. Es dauerte tatsächlich bis zur 34. Minute ehe
den Blau-Weissen der erste „technische“ Fehler unterlief – Cedric Rüeggsegger
sprang unbedrängt ein Ball vom Stock. Im Spitzenkampf, der keiner war, bahnte
sich ein Debakel an.
Malanser Renaissance
Im Stolz verletzt zeigten die Malanser im letzten Abschnitt aber eine deutliche
Reaktion. Mit mehr Engagement hielten sie nun gegen die Berner Übermacht. Auch
nach Gerbers 0:6 steckten die Alligatoren nicht zurück. Noel Beyeler mit einem
Weitschuss und Adrian Capatt brachten den 720 Zuschauern leise Hoffnung auf ein
positiveres Resultat zurück. Simon Bichsel und Gerber zerstörten dies aber rasch
mit einem Doppelschlag. Immerhin gewannen die Malanser nach zwei Toren von
Capatt und Jussila das Schlussdrittel doch noch. Besonders das Tor von Captain
Capatt war eine ausgesprochene Augenweide. In Überzahl liessen die fünf
Alligatoren so lange den Ball zirkulieren, bis der Trinser das leere Tor vor
sich hatte und denn Ball nur noch einzuschieben musste.
Die fatale 19. Minute
Die Konsternation im Malanser Lager war nach der klaren Niederlage gross. Viel
zu reden gab die umstrittene Situation in der 19. Minute. „Hätte Wiler dort eine
Strafe kassiert, wäre das Spiel ganz anders verlaufen“ war beispielsweise Andri
Bösch überzeugt. Tatsächlich waren das 0:1 und nur 9 Sekunden später das 0:2
äusserst unglücklich, nur war der Spielstand aufgrund der Torchancen bis zu
diesem Zeitpunkt mehr als verdient. Mit nur 12 einsatzfähigen Spielern hätte
schon alles für die Alligatoren laufen müssen, wenn man dem auf Europacup-Tempo
getrimmten Meister ein Bein stellen möchte. Unschlagbar sind die Berner nicht,
dies haben die Malanser im Hinspiel bewiesen. Kommt die Angriffsmaschinerie aber
ins Laufen, hat wohl keine Mannschaft in der Schweiz eine reelle Chance. Die
ersten beiden Dritteln standen die Alligatoren beinahe permanent unter Druck,
kam der Ball einmal über die Mittelinie, sah sich der ballführende Spieler
schnell einer gegnerischen Überzahl gegenüber. Es muss aber auch gesagt werden,
dass sich die Malanser nicht sehr geschickt bei ihren Konterangriffen
präsentierten. Viel zu oft wurde auf eigene Faust das Heil gesucht. Erst im
Schlussabschnitt änderte sich das Bild. „Es war wichtig, dass wir wenigstens den
letzten Abschnitt gewinnen konnten“ meinte auch der verletzte Martin Olofsson.
Hoffentlich bleibt dies ein positives Signal für das samstägliche Spiel gegen
Rychenberg Winterthur. Ein anderer prominenter Gast hatte dafür ein entspanntes
Lächeln auf den Lippen. „Für ein wirkliches Spitzenspiel müsste Malans in
Vollbesetzung antreten“ erklärte Wilers-Sportchef Marcel Siegenthaler nach der
Partie. Wohl wahr, Wiler-Ersigen war heute mindestens eine Klasse besser. Aber
wie heisst es doch so schön: Eine Schlacht haben wir verloren, den Krieg aber
nicht.
UHC Alligator Malans – SV Wiler-Ersigen 4:8 (0:2, 0:3, 4:3)
Oberhof, Schiers – 720 Zuschauer
SR: Estermann, Schoch
Tore: 19. (18.57) Koch 0:1, 20. (19.06) Hedlund (Gerber) 0:2, 21. (20.32) Gerber (Hedlund) 0:3, 37. Chr. Hofbauer (M. Hofbauer/Ausschluss Pfiffner) 0:4, 39. Hedlund (Bichsel) 0:5, 43. Gerber (Hedlund) 0:6, 45. Beyeler (Jussila) 1:6, 48. Capatt (Jussila, Ausschluss Gerber) 2:6, 51. Bichsel (Thorsell) 2:7, 53. Hedlund 2:8, 55. Capatt (Jussila, Ausschluss Luginbühl) 3:8, 57. Jussila (Stegmann) 4:8
Strafen: Malans 2x2', Wiler 2x2'
Alligator Malans: Tönz (ab 41. Aebli); Larsson, Pfiffner; Stegmann Riederer; Beyeler; Capatt, Schärli (ab 21. Wallimann), Bösch; Sauter, Jussila, Dominioni
Wiler-Ersigen: Kellenberger; Bichsel, Thorssell; Flury, D. Zimmermann; Koch, Schild; Gerber, Hedlund, Krähenbühl; M. Hofbauer, Chr. Hofbauer, Luginbühl; Laitinen, Rüeggsegger, A. Zimmermann
Bemerkungen: Alligator Malans ohne Bebi, Brunner, Th. Hitz, Jecklin, Olofsson (verletzt), Ruof (krank), Eggenberger (Militär), M. Hitz (überzählig) sowie Mathis (abwesend); Wiler-Ersigen ohne Kaltenbrunner, Keller (verletzt), Schneeberger (krank); 18. Pfostenschuss Chr. Hofbauer, 21. Schärli verletzt ausgeschieden, 49. Pfostenschuss Jussila, 50. Pfostenschuss Chr. Hofbauer, 51. Pfostenschuss Dominioni