Das geht über eure Vorstellungskraft

Am Donnerstagmorgen trifft die Schweizer Nationalmannschaft auf die Elfenbeinküste. Der Gegner versetzt uns in eine Mischung aus Staunen, Bewunderung und Mitleid.

Die Facebook-Seite des ivorischen Unihockey-Verbands ist defintiv einen Besuch wert - hinterlässt aber auch viele Fragen. Man sieht die Ivorer mit Unihockeystöcken im verschneiten Poprad und weiss nicht recht, was im westafrikanischen Land wohl weniger Menschen überhaupt schon einmal gesehen haben: Schnee oder Unihockey? Man fühlt sich an die jamaikanischen Bobfahrer aus dem Film "Cool Runnings" erinnert, die in Calgary erstmal ins Flughafenterminal zurückkehren. A propos Flughafen: Das Bild oben zeigt wirklich die gesamte Mannschaft der Elfenbeinküste am Flughafen in Wien, von wo aus die Reise in die Slowakei weiterführte.

Am Mittwochabend bestritt die Elfenbeinküste in der Turnierhalle in Poprad ein Training. Und auch hier die Frage: Wie soll das überhaupt gehen? Im Kader stehen sechs Feldspieler und ein Torhüter. 364 Tage vor dem Spiel zwischen der Schweiz und den "Elephants" wurde der aktuelle Weltrekord von 61:0 Toren zwischen Schweden und Frankreich aufgestellt. Frankreich. Keine Unihockey-Grossmacht, aber immerhin irgendwie greifbar: Ein Nachbarland der Schweiz mit etwa 1600 Lizenzierten und einigen "Expats" in den europäischen Ligen. Man kann sich beim besten Willen und mit viel Sinn für Sport-Romantik nicht vorstellen, dass das Resultat zwischen dem Team von David Jansson und den Ivorern nicht noch deutlicher als dieses 61:0 ausfallen wird - oder muss gar ein dreistelliges Skore befürchtet werden? Nur einen Spieler auf der Auswechselbank zu haben ist krass. Die Beine werden schon nach fünf Minuten übersäuert sein - wie soll das während 60 Minuten gut gehen? So stellt sich, einmal mehr, die Sinnfrage dieses Quali-Turniers. Die Teilnahme einer afrikanischen Mannschaft wird so zur Farce.

Doch auch dieses Spiel beginnt bei 0:0, und es ist ein offizielles Länderspiel. Die Teams kämpfen um die Qualifikation für die nächste WM in Helsinki. Die Schweiz trifft im weiteren Turnierverlauf noch auf Russland und Belgien - alles andere als drei hohe Siege würden unsere Vorstellungskraft sprengen. Wir hoffen aber auch, das die sieben ivorischen Unihockeyzwerge die 60 Minuten gegen unser Nationalteam irgendwie geniessen können.