11.
2022
Jendrisak: „Wir Veteranen können immer noch helfen“
Matej Jendrisak bestreitet seine dritte WM auf Schweizer Boden. Mit seiner Rolle im dritten Block musste sich der 33-jährige Linköping-Söldner und langjährige Star des tschechischen Nationalteams erst einmal anfreunden.
Im Gruppenspiel gegen Schweden habt ihr beim Stand von 3:3 in den Schlussminuten den Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzt - aus Angst vor der Schweiz als Halbfinalgegner?
Matej Jendrisak: Nein, wir wollten einfach Schweden erstmals an einer WM schlagen und den Gruppensieg holen. Natürlich haben wir die Ausgangslage bezüglich Halbfinals besprochen, aber damit hatte die Massnahme nichts zu tun. Sowohl die Schweden als auch wir wollten das Spiel gewinnen und es hätte auf beide Seiten kippen können.
Am Tag vor dem Punktgewinn gegen den Weltmeister hat Tschechien zwar Deutschland geschlagen, das letzte Drittel aber 0:5 verloren. Eine schlechte Leistung.
Danke, „schlecht" ist noch ein gnädiges Wort. Da hat unsere tschechische Mentalität durchgedrückt, wir waren einfach nicht mehr 100 Prozent bei der Sache. So ewas ärgert mich.
Du warst 2007 an der U19-WM mit Tschechien im Final, 2012 an der A-WM in Zürich und Bern am Debakel beteiligt, das auf Rang 7 endete. Welche Erinnerungen hast du an die zwei Weltmeisterschafen auf Schweizer Boden?
Zu 2012 möchte ich nicht viel sagen, das war eine der grössten Enttäuschungen meiner Karriere. Meine Eltern reisten auf das Finalwochenende aus Tschechien an, um mich spielen zu sehen - und dann sassen wir gemeinsam im Hallenstadion auf der Tribüne. Die U19-WM hingegen war super. Wir waren im Final zwar nicht auf der Höhe der Schweden, aber mit einer tollen Truppe ins Endspiel vorzustossen war ein schönes Erlebnis.
Heute sprechen bei den Tschechen alle von der jungen Generation, die ein- oder gar zweimal U19-Gold holte. Gegen Schweden sorgten aber die „Alten" für den Punkt - du mit zwei Assists, Martin Tokos (32) erzielte ein Tor.
Wir „Veteranen" schiessen vielleicht nicht mehr so viele Tore wie früher, aber wir können dem Team mit einfachem Spiel, Ruhe und Energie immer noch helfen (schmunzelt).
Wie kommst du als langjährige Gallionsfigur des Teams mit deiner Rolle in der dritten Linie zurecht? Oft treten ja Spieler jenseits der 30 zurück, wenn sie in den berühmten letzten drei Minuten des Spiels nicht mehr in einer tragenden Rolle auf den Feld stehen. Und unter Kettunen wurdest du für die letzte WM in Finnland nicht aufgeboten, da ihr unterschiedliche Auffassungen hattet.
Ich musste mich auf diese Rolle einstellen, klar. Nach dem Trainerwechsel wollte ich reinen Tisch machen und zurück ins Team - es ist für mich weiterhin eine Herzensangelegenheit, für Tschechien zu spielen und Weltmeisterschaften zu bestreiten. Wir haben eine spannende Truppe mit einem interessanten Staff - und ich kann immer noch lernen und mich verbessern.
Wenn du einen auf Kronberg machst, hast du noch viele Weltmeisterschaften vor dir.
Ich habe ihn gesehen - so fit wie er ist, kann er noch zwei- oder dreimal dabei sein (lacht). So lange werde ich nicht aktiv sein. Ich habe ein paar Kilos mehr auf den Rippen als Kronberg, das geht auf die Knochen.