12.
2018
Moilanen: "Gegen ein NLB-Team hätten wir keine Chance"
Kanada schaffte im letzten Gruppenspiel mit einem souveränen 14:2-Sieg gegen Japan den Sprung in die Achtelfinals. Nach der Partie konnten wir uns mit Headcoach Otto Moilanen unterhalten, der viele Jahre lang in der Schweiz tätig war.
Das Ziel für das letzte Gruppenspiel war eigentlich klar, aber hast du damit gerechnet, dass es so das Resultat so deutlich wird?
Otto Moilanen: Wir haben gesehen, wie Japan spielt und wussten, dass es möglich ist, viele Tore zu schiessen, wenn wir so spielen, wie wir es können. Aber wir waren auch darauf eingestellt, dass es knapp werden könnte. Zum Glück hatten wir einen sehr guten Start (Anmerkung der Redaktion: 5:1 für Kanada nach sieben Minuten), das machte schon sehr viel aus.
Gegen Singapur habt ihr ja „nur" ein 4:4 erreicht, was war denn da los? Haben die das Spiel ihres Lebens gespielt? Oder war eure eigene Leistung eher enttäuschend?
Nein, nein! Ich denke wirklich, dass Singapur ein sehr gutes Team ist. Wenn man mit den Singapurer Spielern spricht - die trainieren sechs Mal pro Woche! Sie haben sehr gute Schüsse, und ihr „Playbook" ist wohl etwas moderner als das, was Japan spielt. Es war für uns auf jeden Fall deutlich schwieriger gegen Singapur zu spielen. Aber gleichzeitig muss ich sagen, dass wir unser Spiel im Turnierverlauf entwickeln konnten.
Du warst ja einige Jahre in der Schweiz tätig, zuletzt bei Sarnen. Kannst du das Niveau dieser Mannschaften wie Kanada oder Singapur irgendwie mit einer Schweizer Liga vergleichen?
Gegen eine NLB-Mannschaft hätten wir keine Chance, ich denke, mit einem Erstliga-Team könnten wir mithalten.
Und wenn man das europäische mit dem asiatischen oder amerikanischen Unihockey vergleicht, was kann man da feststellen?
Es ist ein riesiger Nachteil für uns, dass das Niveau der kanadischen Liga so tief ist. Das ist schwierig für die Nationalspieler, die nur in Kanada spielen. Wir haben jetzt zum Glück drei Spieler, die die letzten drei Monate vor der WM in Schweden gespielt haben. Man sieht den riesigen Vorsprung, den diese Jungs gegenüber den anderen Nationalspielern herausgeholt haben.
Kannst du euer Team ein bisschen beschreiben? Ihr seid ja eine ziemlich junge Mannschaft.
Das ist richtig, es sind viele Junge und fast alle spielen in Kanada - wir haben nur einen Spieler, der wirklich fix in Europa aktiv ist, das ist Valtteri Viitakoski (Anmerkung der Redaktion: Der 22-jährige Viitakoski spielt bei Nokian KRP in der finnischen Salibandyliiga und ist derzeit mit 5 Toren und 2 Assists Kanadas WM-Topskorer. Ausserdem stellen wir nach dem Interview fest, dass mit Eric Ulli-Vanasse auch ein Spieler aus der Schweiz mit dabei ist. Er spielt seit 15 Jahren für die Zuger Highlands und nimmt bereits zum siebten Mal an eine WM teil). Alle anderen wohnen in Kanada und sind wirklich „echte" Kanadier. Das ist meiner Meinung nach aber auch ein Vorteil. Wir probieren mit dem Verband, die Bedingungen für die besten Spieler ins unserem Land gezielt zu verbessern.
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Gibt es solche, die vielleicht einmal nach Europa wollen? Sei es für eine Saison oder dauerhaft - wie du gerade geschildert hast, hätte dies ja Vor- und Nachteile.
Ja, es gibt einige Spieler, mit denen wir schon über solche Ideen gesprochen haben. Ich würde sagen, dass es für den einzelnen Spieler ausschliesslich Vorteile mit sich bringen würde. Aber es gäbe mehr Arbeit für den Verband und die Nationalmannschaft, etwa um die Zusammenzüge zu organisieren und in Kontakt mit den Spielern zu sein. Aber wir werden den Versuch wagen.
Abschliessend vielleicht noch ein paar Worte zu dir selber, was machst du jetzt im „Unihockey-Alltag", nachdem du die Schweiz im Frühjahr 2018 verlassen hast?
Ich bin zurück in meiner Heimat und arbeite als Headcoach in Lappeenranta, bei einem Verein der 1. Division, das ist die dritthöchste Liga. Es macht viel Spass, wir befinden uns in einem Prozess des Wandels, wir wollen die Trainingskultur ändern. Das ist etwas, wo ich extrem gerne mithelfe. Wir versuchen, alles professioneller zu machen.