12.
2021
Mutige Schweizer scheitern an der Effizienz
Die Schweizer Männer-Nationalmannschaft spielt an der WM in Helsinki am Samstag um Bronze. Gegen Schweden zeigen die Schweizer eine mutige Leistung und sind 40 Minuten lang klar besser, scheitern aber an der mangelnden Chancenauswertung. Die sehr passiven Skandinavier beanspruchen auch etwas Glück und setzen sich am Ende mit 6:1 durch.
Die ersten Aktionen beider Teams im dritten Drittel fassten das bisher Geschehene trefflich zusammen: Der Schwede Markus Jonsson spielte den Ball direkt auf die Schaufel von Jan Zaugg, der vor dem gegnerischen Tor lauerte. Der Könizer wartete jedoch etwas zu lange mit dem Abschluss und setzte diesen über die Latte. Auf der Gegenseite machte Tim Braillard einen Fehler Spielaufbau, Kim Nilsson schoss den Schweizer Torhüter Pascal Meier an - doch irgendwie kullerte der Ball doch noch über die Linie. So stand es nach 43 Minuten 1:3 aus Sicht der Schweiz, die sich wesentlich mehr und bessere Torchancen erspielt hatte.
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Die Schweiz startete entschlossen und mutig in das Vorhaben, erstmals seit 1998 einen WM-Final zu erreichen. Nach einem völlig misslungenen Rückpass von Kim Nilsson hatte Manuel Maurer in der 3. Minute eine erste hochkarätige Chance. Schweden kam in den ersten zehn Minuten kaum gefährlichen Aktionen, die Schweiz hingegen hätte durch Braillard, Zaugg und Bürki in Führung gehen können. Das Abwarten der Schweden wurde in der 11. Minute leider belohnt, nach einem Fehler im Spielaufbau der Schweizer wollte Michael Schiess den Ball aus der Gefahrenzone klären, beförderte ihn stattdessen aber ins eigene Tor. 42 Sekunden später erhöhte Tobias Gustafsson nach einer Freistossvariante auf 2:0 für Schweden - wahrlich bitter für die zuvor so gut spielenden Schweizer. Auch eine erste Überzahlmöglichkeit verstrich ungenutzt, in diesem Bereich agierte die Nati noch nicht besonders überzeugend. So ging es mit dem Zwei-Tore-Rückstand in die erste Drittelspause. Ausser der mangelnden Chancenauswertung hatte sich das Jansson-Team überhaupt nichts vorzuwerfen.
Zwei Drittel überlegen
Dennoch starteten die Schweizer etwas verhaltener ins Mitteldrittel, nun schlichen sich ein paar Fehler ein. In der 23. Minute kassierte auch die Schweiz erstmals eine Strafe. Goalie Pascal Meier, im ersten Drittel gemäss der offiziellen Statistik nur mit einer einzigen Parade, packte nun gegen Alexander Galante Carlström einen tollen Save aus. Und kurz nach Ablauf der Strafe war es endlich so weit: Paolo Riedi lancierte Claudio Laely mit einem schönen Zuspiel und dieser traf eiskalt zum 1:2-Anschlusstreffer. Nun hatte auch Schweden einige gute Möglichkeiten, Meier klärte gegen Nilsson sehenswert. Ab der 30. Minute waren dann die Schweizer wieder im Aufwind, Tim Braillard etwa scheiterte gleich mehrfach aus guten Abschlusspositionen. Auch in der Halle machte sich bemerkbar, dass hier noch etwas drin liegen könnte: Das Schweizer Publikum feuerte sein Team lautstark an und wurden vom Stadion-Animator weiter angestachelt, während die Schwedischen Fans eher beobachteten und abwarteten - genau wie ihr Team. Doch auch nach 40 Minuten lagen die Schweden vorne.
Erneut glückliche Tore für Schweden
So begann das dritte Drittel ähnlich wie die zwei vorherigen, wenn nicht noch frustrierender. Zaugg verpasste seine Riesen-Chance, und Nilsson erzielte das 3:1 für Schweden. Zwei Minuten später führte Gelb-Blau sogar schon 4:1, und auch dieses Tor war irgendwie symptomatisch: Alexander Galante Carlström schoss aus bester Schussposition daneben, doch der Ball prallte von der Bande auf Johan Samuelssons Schaufel. Der Ex-Langnauer liess sich nicht zweimal bitten. Die Schweiz rannte weiter an, doch allmählich wurde die Zeit knapp - beim zweiten Powerplay lief bereits die 54. Minute. Nachdem auch dieses Überzahlspiel nicht zum zweiten Treffer führte, nahm David Jansson sein Timeout. Mit einem Konter konnte Schweden dann aber drei Minuten vor Schluss auf 5:1 erhöhen, das 6:1 fiel ins leere Tor.
So zerplatzte die Schweizer Hoffnung auf die erstmalige Teilnahme an einem WM-Final seit 1998. Die mangelnde Chancenauswertung, vor allem in den ersten 40 Minuten, war am Ende entscheidend. Schweden hingegen kam mit geringem Aufwand ins Finalspiel und beanspruchte bei drei der ersten vier Tore auch das Wettkampfglück.
Hier gibt es den Live-Ticker zum Nachlesen
Schweiz - Schweden 1:6 (0:2; 1:0; 0:4)
Hartwall Arena, Helsinki. 6453 Zuschauer. SR: Heinola/Marttinen (FIN)
Tore: 12. (11:24) Eigentor Schiess 0:1, 13. (12:06) Gustafsson (Sjögren) 0:2, 25. Laely (Riedi) 1:2, 44. Nilsson 1:3, 46. Samuelsson (Galante Carlström) 1:4, 57. Backby (Pärsson) 1:5, 59. Galante Carlström (Edling/ins leere Tor) 1:6.
Strafen: je 2x2 Minuten gegen beide Teams.
Schweiz: P. Meier; Camenisch, Bischofberger; Conrad, Bürki; Heller, Graf; Hutzli; Mendelin, C. Meier, Zaugg; Schiess, Hartmann, Maurer; Laely, Braillard, Riedi.
Schweden: Eding; Kostov Bredberg, Johansson; Nilsberth, Gustafsson; Jonsson, Persson; Ramirez; Enström, Samuelsson, Galante Carlström; Sjögren, Ahren, Nilsson; Sankell, Nordgren, Haglund; Backby.
Bemerkungen: 9. Kostov Bredberg verletzt ausgeschieden. 56. Time-Out Schweiz, danach mehrheitlich ohne Torhüter. Claudio Laely und Jonathan Edling und als beste Spieler ausgezeichnet.