10.
2009
Journalisten willkommen?
2977 Kilometer hat das unihockey.ch-Team für diesen Europacup zurückgelegt. Das entspricht 1.2 Kilometern pro Zuschauer an den Spielen mit Schweizer Beteiligung. Aber wir waren ja auch hauptsächlich für die Daheim gebliebenen unterwegs. Für die 25'000 Leserinnen und Leser unserer Liveticker hat sich die Reise schon eher gelohnt. Doch genau wie für die Teams, ist der Europacup auch für die Medien ein Verlustgeschäft. Lediglich einen Sponsor konnten wir zusätzlich für den Event gewinnen. Neben unihockey.ch leistete sich nur noch die Mittellandzeitung einen Korrespondenten vor Ort. Für zukünftige EC steht allerdings auch dort kein Budget mehr zur Verfügung. Da selbst der Verband auf einen Presseverantwortlichen vor Ort verzichtete, erhielt ich zumindest von der Sportinformation eine Entschädigung, da ich mich kurz vor der Abreise spontan bereit erklärt hatte, nach den Schweizer Spielen jeweils eine Kurzinfo zu senden. Swiss Unihockey verzichtete einmal mehr auf kostenlose Informationen und Bilder von uns. Wie gewohnt war die blosse Nennung der Quelle unihockey.ch ein „No Go". Der Geschäftsführer beschaffte sich die Fotos vom lokalen OK und meldete das Wichtigste jeweils nach Spielschluss per SMS nach Hause.
Die Organisation in Dänemark hatte zugegebenermassen auch ihre positiven Seiten. Wenn sich niemand kümmert, ist man ziemlich frei. Die Fotografen konnten - von punktuellen Ausnahmen abgesehen - fotografieren wo und was sie wollten. Eine Limite an Akkreditierungen pro Medium wie letztes Jahr in der Schweiz gab es nicht. Da es aber keine Eingangskontrollen gab, brauchte man die Akkreditierung sowieso nur zur Komplettierung der Sammlung zu Hause. Somit dürfen wir uns auch nicht gross über die nicht vorhandene Verpflegung beschweren. Niemand hätte es bemerkt, wenn wir über das VIP-Buffet hergefallen wären.
Pressekonferenzen wurden nach dem zweiten Spiel eingestellt. Anfragen, einen bestimmten Spieler nach dem Spiel zum Interview ins „Pressezentrum" zu holen, wurden mit der Replik „Ihr kennt die Teams eh besser" erledigt und ausser den Kadern lagen keine Informationen auf. Zum Glück waren fast nur „Unihockeyjournalisten" vor Ort. Der Vertreter von Spiegel Online hat dem deutschen Verband kurzfristig abgesagt. Die Eingefleischten kann fast nichts mehr erschüttern. Michael Lüthi von der Mittellandzeitung residierte im gleichen Hotel wie Wiler-Ersigen und erhielt so die nötigen Infos aus erster Hand, auch wenn er sich bessere Arbeitsbedingungen gewohnt ist.
Es ist nachvollziehbar, dass dem dänischen Verband weniger Ressourcen zur Verfügung stehen als dem schweizerischen oder finnischen, welche für die letzten beiden Austragungen verantwortlich waren. Aber wenn der IFF kleineren Verbänden auch die Chance geben will, einen internationalen Anlass durchzuführen, muss er für die Einhaltung minimaler Standards sorgen. Vielleicht verirrt sich nämlich wirklich mal ein Journalist eines grossen Medienhauses an solch einen Anlass. In Dänemark hätte er sich sicher gefragt „Was soll ich denn hier?".