12.
2016
Interview mit Rekordhalter Matthias Hofbauer
Nun also definitiv: Mit seinen zwei Skorerpunkten gegen Norwegen ist Matthias Hofbauer zum besten Punktesammler der WM-Geschichte geworden. Glückwunsch, Mätthu - und hier gehts zum Interview mit dem Routinier.
Matthias Hofbauer bestreitet in Riga seine neunte Weltmeisterschaft. Nach dem Sieg über Norwegen führt er die ewige WM-Skorerwertung mit 89 Punkten und hat den Norweger Willy Fauskanger um einen Punkt überflügelt.
Der Rekord wurde von der IFF schon nach dem Spiel gegen Deutschland vermeldet, doch dann hast du zwei „geschenkte" Assistes gegen Finnland zurückgegeben. Wolltest du den Rekord nicht auf diese Weise holen?
Matthias Hofbauer: Eigentlich nicht - ich finde immer, dass die Skorerpunkte richtig erfasst sein sollten. Gerade an einer WM. Von daher war es für mich klar, dass ich interveniere. Erst während der beiden freien Tage dachte ich: Es wäre schon schräg gewesen, mit „falschen" Assists Fauskanger abzulösen.
Du hattest den Rekord vor dem Turnier aber schon im Kopf?
Da ich immer wieder darauf angesprochen wurde, ja. Aber während der WM erst so richtig, als diese Verwirrung um die beiden Assists aufkam. Danach wollte ich die zwei fehlenden Punkte einfach so rasch als möglich buchen, um es hinter mir zu haben (lacht). Dieser Rekord wurde irgendwann einmal zum Thema - lange Jahre wusste ich gar nicht, dass so eine Liste überhaupt geführt wird.
Aber es bedeutet dir etwas, der beste WM-Punktesammler aller Zeiten zu sein?
Das geht halt mit meiner Rolle einher, aber mein Leben würde auch ohne diesen Rekord weitergehen. Klar ist es eine Bestätigung dafür, dass ich schon lange dabei bin und immer wieder Akzente setzen konnte. Die drei Nominierungen ins Allstar-Team sind für mich jedoch wertvoller.
Wirst du von Willy Fauskanger ein SMS vorfinden, wenn du in der Garderobe dein Handy einschaltest?
Wer weiss (lacht). Wir hatten in all den Jahren eine tolle Beziehung. Und er sagte mir schon nach der letzten WM, dass es für ihn klar sei, dass ich seine Bestmarke brechen werde.
Aber du würdest dich sofort auf Rang 20 zurücksetzen lassen, wenn du morgen im Halbfinal gegen Schweden in der Verlängerung das Siegtor schiessen könntest?
Natürlich. Ich gehe nicht an Weltmeisterschaften, um meine persönliche Statistik gut aussehen zu lassen.
Matthias Hofbauer hat Willy Fauskanger überholt. (Bild: Erwin Keller)
Kommen wir zum Spiel gegen Schweden. Was können wir von der Schweiz erwarten?
Ich freue mich auf die Analyse und die Vorbereitung durch unsere Trainer. Gegen Norwegen brauchten wir etwas lange, um ins Spiel zu kommen. Gegen Schweden müssen wir von Beginn an selbstbewusst und mutig auftreten. Sprich, wir müssen das tun, was Jansson die letzten zwei Jahre gepredigt hat.
Gegen Norwegen brauchte es noch nicht viel Mut, dafür trat die Schweiz sehr sicher auf.
Das war auch etwas einfacher als gegen Finnland. Aber unser Selbstvertrauen ist nach diesem Spiel sicher weiter gestiegen. Man muss sich an so einem Turnier bewusst sein: Jetzt sind die Teams erst richtig angekommen. Jetzt geht es richtig los.
Als Routnier kennst du die Bilanz: 61 Spiele gegen Schweden, kein Sieg. Hilft es da, viele Junge im Team zu haben, die solche Statistiken wohl gar nicht im Kopf haben?
Es ist klar, dass sich die Jungen weniger Gedanken über solche Sachen machen. Aber ich habe auch selber keine negativen Gedanken. Ich freue mich wahnsinnig, noch einmal so eine Chance in einem WM-Halbfinal zu bekommen. Noch vor einem Jahr war das ja alles andere als klar.
Du könntest ja sagen: Ich spiele so lange, bis wir die Schweden geschlagen haben.
Eines Tages wird es soweit sein. Ich hoffe, dass ich dabei bein.
Gelingt es morgen? Wie hoch stehen die Chancen in Prozent?
Wir sind natürlich Aussenseiter. Aber wir haben es mit unserer Spielweise selber in der Hand, den Prozentsatz zu beeinflussen. Spielen wir ängstlich, sinkt er gegen Null.
Aber wenn alle das Optimum zeigen, hat man mehr Chancen als früher, unabhängig davon, wie Schweden auftritt?
Ich bin kein Fan von Aussagen wie „heute ist alles besser als früher". Wenn ich an den WM-Halbfinal von 2010 denke: Da waren wir Schweden mit spielerischen Mitteln mindestens ebenbürtig. Und die neue Generation, die noch nie einen WM-Halbfinal bestritten, muss morgen zeigen, was sie drauf hat. Ich freue mich aber darauf - und ich werde diese Jungen auch noch mit Freude verfolgen, wenn ich aufgehört habe. Für morgen wissen wir einfach, dass wir viel mit dem Ball anstellen können, wenn wir frech spielen und alles investieren. Wir haben genug Spieler dabei, die das können.