03.
2015
Asterix und ich bei den Schweizern
Für ein finnisches Kind der 70er-Jahre war die Schweiz etwas Exotisches. Von Uhren, Käse und den Alpen hatte jeder schon einmal gehört. Und dank Asterix und Obelix bei den Schweizern wusste ich, dass die Schweizer Orgien mit ihrem Putzfimmel ruinieren. Und ja, die Schweizer Bankkonten. Das Thema war zwar noch etwas verschwommen, aber jeder Diktator, Grosskriminelle und grundsätzlich reiche Leute schienen ein Konto oder mehrere in der Schweiz zu haben.
Sport gehörte nicht zu den ersten Dingen, die ich mit der Schweiz verband. Ich erinnere mich an ein Freundschaftsspiel meines Lieblings-Eishockeyvereins IFK Helsinki gegen den EHC Biel und an einen Skispringer mit „Jöggu" auf dem Helm am TV. Das muss Hansjörg Sumi gewesen sein.
Tief im nächsten Jahrzehnt änderte Unihockey alles. Wir Enthusiasten waren begierig darauf, gegen andere Nationen als Schweden zu spielen und waren überrascht, dass die Schweiz auftauchte. Norwegen, die USA, Russ..., also die Sowjetunion oder Ostdeutschland schienen wahrscheinlich. Aber die Schweiz? Als wir diese exotischen Ausländer spielen sahen, erwiesen sie sich als gar nicht so schlecht. Gut, sie schienen unnötig viel zu rennen, anstatt den Ball laufen zu lassen. Aber hey - auch Finnlands Nationalteam hatte damals noch viel zu verbessern.
Damals wusste ich noch nicht, wie sehr mich Unihockey mit der Schweiz verbinden würde. In einem Vierteljahrhundert sah ich viele dramatische Duelle zwischen unseren Ländern. Meistens gewann Finnland mit einem Tor oder zwei, es verlor aber auch in den letzten Sekunden gegen die Hofbauers an der WM in Kloten 2004. Und Petra Kundert & Co beerdigten Finnland 2005 in Singapur.
Ich habe einige der dramatischsten Momente im Schweizer Unihockey miterlebt. Den goldenen Trip nach Singapur, Julia Suters Overtime-Tor gegen Schweden im Final der U19-WM 2008. Aber auch die tragische Halbfinalniederlage gegen Tschechien an der Heim-WM 2004.
Unihockey bot mir die Chance, die Schweiz und viele tolle Schweizer kennen zu lernen. Abseits der Hallen sah ich Kühe an Berghängen (in Finnland gibts keine Berge), fuhr mit dem Zug durch Märklin ähnliche Landschaften, betätigte mich am Zaun um den Flughafen Zürich als Planespotter. Ich ängstigte mich auf dem Weg auf den Pilatus zu Tode (jede grössere Höhe als zwei Meter bereitet mir Unwohlsein), trank eine Flasche Rivella (in Finnland nicht erhältlich), kaufte mir in Bern ein Schweizer Armeetaschenmesser, ass köstliches Fondue und Bündner Rösti in mittelalterlichen Restaurants (in Finnland gabs im Mittelalter nur pelzige Tiere, Jäger, ein paar Burgen und schwedische Eroberer). Habe ich die netten Menschen schon erwähnt, die ich traf?
Sport soll die Menschen verbinden und die Welt zusammen bringen, sagt man. Ich glaube es.