27.
03.
2007

It's crunch time!

Von: Stoppa
Mario

Wenn es hart auf hart kommt, dann spricht man im Englischen von "crunch". Das Zeitfenster um die Playoffs wird also "crunch time" genannt. Hart auf hart. So war es. So ist es. So bleibt es. In dieser Phase werden nicht die Schönspieler und Diven in den Hallen regieren, sondern die Hockeykrieger. Gut möglich, dass ein Stürmer, welcher in der Qualifikation nur selten jubeln konnte, plötzlich zum Matchwinner avanciert und dafür der interne Topskorer völlig untertaucht. Alles ist möglich, dies alles wäre für mich wenig überraschend, denn so ist sie: die "crunch time".

Doch halt, diese speziellen Entwicklungen und persönlichen Geschichten, die jedes Jahr geschrieben werden, haben nichts mit Zufall zu tun. Es ist vielmehr eine Fähigkeit, auf den Punkt genau "da" zu sein. Sport ist zu 70-80 % der Kopf. Insbesondere in derart ausgeglichenen Serien, wo sich die Teams meistens nur in kleinen Nuancen unterscheiden und sich bereits bestens kennen, ist der psychische Bereich noch höher zu gewichten als sonst. Und die Köpfe werden auf die Probe gestellt: alleine schon die Anspannung, welche ins Unermessliche steigt. Kein Spieler kann sich voll und ganz davon frei machen. Muss er auch nicht, denn auch sie trägt dazu bei, dass man über sich hinaus wachsen kann. Dann das Publikum: es wird plötzlich in Scharen aufkreuzen, waren vor einigen Wochen noch die meisten Emotionen auf dem Feld auszumachen, werden jetzt auch von aussen Sprechchöre und sonstiger Lärm auf die Spieler einwirken. Ein anderer Faktor: die Schiedsrichter lassen mehr laufen als in einem Ligaspiel. Die Checks müssen natürlich sauber ausgeführt werden, doch gerade sie sind ein wichtiges Mittel, um dem Gegner zu zeigen, dass man lebt und überlebt. Dann natürlich auch der Druck und die Angst vor Eigenfehler: kann man in jedem Spiel problemlos einen groben Schnitzer wettmachen, ist jetzt der fatale Fehler tödlich. So geschehen am letzten Samstag. Da wirst Du innert Sekunden zum Bettler. Auf diesem Level, in einem Spiel mit dieser Bedeutung, ist so ein kapitaler Bock natürlich glatter Selbstmord. Das wissen die Spieler. Deshalb sieht man immer wieder mal, dass Tempo aus dem Spiel genommen und mit weniger Risiko gespielt wird. Der Respekt vor dem Gegner steigt merklich.

Einer, der möglicherweise zum MVP werden kann, ist für mich ein Kusli Gerber, der hat schon im Cupfinal seine erste Duftmarke gesetzt, er ist ein Spielertyp, den jedes Team jetzt bräuchte. Was zeichnet ihn aus, den perfekten Playoff-Spieler? Sicher mal, muss er extrem "hot" sein. Damit meine ich, dass er alles für den Sieg tut, auch wenn's schmerzt. Gerber war zu 100% heiss im Cupfinal. In der ersten Drittelspause hat er genau die richtigen Worte gebraucht und hat den Langnauer Biss und die aufrichtige Überzeugung verkörpert. Ein solcher "key player" würde gar seine eigene Grossmutter verkaufen, nur um die Serie zu gewinnen. Er muss diszipliniert sein, denn als Schlüsselspieler hörst Du in jedem Playoff-Spiel mehr "trash" als in der ganzen Saison. Darauf muss man vorbereitet sein. Effizienz ist das nächste Stichwort. Eine Überzahl nicht Ausnützen oder eine Grosschance verpassen, kann fatale Folgen haben. Das Momentum wechselt noch im selben "Shift". Nicht selten, dass auf der einen Seite ein Pfostenschuss beklagt wird und im direkten Gegenzug musst Du ein Tor hinnehmen. Wichtig auch für das Team: einen guten Schlussmann, der ruhig in seinen Aktionen ist, der keine Flops hat und im richtigen Moment einen "big save" hat und damit eben auch für das eigene Momentum punktet. Der Schlüsselspieler muss seine Freiheiten haben. Sein Team muss ihm den Rücken stärken, muss ihm vertrauen. Am Schluss werden aus einem funktionierenden Kollektiv ein, zwei Spieler als Schlüsselspieler ausgemacht. Sie sind es, welche die "crunch time" so speziell machen, welche die eigene Mannschaft mit einer gelungenen Aktion wieder wecken, welche dem Gegner die Stirn bieten, welche Verantwortung übernehmen und am Schluss zum Helden werden. Jeder kann es werden. Nur wenige haben jedoch die Fähigkeit dazu. Es braucht nämlich auch eine grosse Portion Bescheidenheit. Man muss auf dem Boden bleiben. Man muss diese Ehrlichkeit und die Tugenden, welche man sich über Jahre angeeignet hat, beibehalten und darf seine Persönlichkeit nicht verlieren. Daran scheitern die meisten.

Welchen Einfluss haben die Trainer? Sehr grossen. Sie sind es, welche ihr Team in jeder Phase der Serie an ein Weiterkommen glauben lassen müssen. Und gleichzeitig, wenn man erfolgreich war, muss man die Truppe auf dem Boden halten. Wer abhebt, fällt in der Regel auf die Nase. Dieser Spagat ist schwierig und nicht jeder Trainer verfügt über beide Fähigkeiten und das richtige Näschen für den "Switch". Die totale Überzeugung in den Erfolg und den Fokus der Spieler auf die wichtigen Dinge richten, das sind die Hauptaufgaben des Trainers. Ein wichtiges Gespür braucht der Coach im Spiel. Er muss aktiv coachen und immer wieder mit seinen Spielern reden, sie immer wieder an die gleichen Dinge erinnern, das Defensivsystem fünfzehn Mal auf das Whiteboard aufmalen. Und er muss auf sein Bauchgefühl hören: einen Goalie auch mal nach wenigen Spielminuten wechseln, ein frühes Time-Out nehmen oder einen Disput provozieren, um seiner Mannschaft wieder leben einzuhauchen. Und er muss seinem Team in jeder Sekunde vertrauen. Wenn die Mannschaft spürt, dass der Trainer zweifelt, dann kann man die Ferienkataloge durchblättern, dann ist die schöne "crunch time" vorbei.

Ich habe noch heute im Ohr, wie Matthias Hüppi in die Mikrofone von SRF brüllte: «Türkyilmaz. Türkyilmaz... Kubilay Türkyilmaz könnte die Schweiz zum Sieg schiessen in... Das Wunder von Neuenburg
Die allererste Unihockey-WM 1996 in Schweden ging noch ziemlich unbemerkt an mir vorbei. Für mich stand damals das lokale Schaffen im Verein im Vordergrund - „wer bringt am... Prager Geschichten
Die Bekanntgabe von Jyri Korsman als neuer Trainer von Floorball Köniz ab nächster Saison löste einen Schwall an Mitteilungen aus. Trainerkollegen und ehemalige Spieler... Professor Korsman
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