12.
2016
Krimis sollten spannend sein
Die allererste WM 1996 ging noch spurlos an mir vorbei. Ab 1998 in Tschechien war ich dann am Start - und erlebte den Sieg der Schweiz gegen Finnland im Halbfinal mit. Im dramatischen Penaltyschiessen. Gegen Schweden, damals um Klassen besser als der Rest, war im Final nicht mehr als Silber zu holen, aber das störte mich nicht weiter - was für ein Krimi im Halbfinal! So cool kann Unihockey sein.
Damals konnte ich freilich nicht wissen, dass fortan die Krimis immer mit Schweizer Niederlagen enden würden. Das Bronzespiel gegen Finnland an der Heim-WM 2004 (7:8 im Penaltyschiessen). Der Halbfinal gegen Schweden an der WM 2008 in Tschechien (2:3 nach Verlängerung). 2010 in Finnland der Halbfinal gegen Schweden (2:3 nach Matthias Samuelssons Tor fünf Minuten vor Schluss). 2012 an der Heim-WM der Halbfinal gegen Finnland (3:4 nach Verlängerung).
Gewonnene Krimis gab es nur gegen Tschechien. 2002 in Finnland (Schaumi Lüthi traf in der Verlängerung zum 4:3) sowie 2008 in Tschechien (Simon Stucki traf in der Verlängerung zum 5:4), jeweils in den Bronzespielen. Aber irgendwie hatte das nicht den gleichen Wert wie Siege über die Nordländer. Das sehen viele heute noch so, auch wenn sich die Tschechen längst auf Augenhöhe mit der Unihockeyschweiz befinden.
Was zeigt die Geschichte?
Erstens: Die Schweizer Nati hat es immer wieder geschafft, die Schweden und Finnen an einer WM zu kitzeln - seit 1998 endete der berühmte Tag X aber immer mit einer Enttäuschung.
Zweitens: Irgendein „Scheiss-Tor" fällt immer. Man erinnere sich an die Heim-WM im Hallenstadion und Juha Kivilehtos Tor für die Finnen im Halbfinal. Die Gegentore gegen die Schweden 2008 und 2010 waren auch nicht zwingend. Und in Riga war es im Gruppenspiel Miko Kailiala, der aus dem Nichts zum 5:4 für die Finnen traf.
Gehen wir davon aus, dass die Schweiz heute Norwegen aus dem Weg räumt und morgen Samstag im Halbfinal auf Schweden trifft. Dann gilt: Der Mut, den David Jansson von seinen Mannen fordert, darf auch bei einem knappen Spielstand kurz vor Schluss nicht erlahmen. In Erwartung des wahrscheinlichen „Scheiss-Tores" muss weiter Gas gegeben werden. Dann könnte es nach langen Jahren wieder einmal zu einem gewonnenen Krimi kommen. Und zu einem echten Krimi würde es ja gehören, dass man nicht immer schon von Anfang an weiss, wie er ausgehen wird.