11.
2016
Schaut zueinander
Heute vor sieben Jahren nahm sich der deutsche Fussballtorhüter Robert Enke das Leben. Mit 32 Jahren, in der Blüte seines Lebens. Enke gehörte zum Kader der deutschen Nationalmannschaft, war einer der besten Torhüter der Bundesliga. War Familienvater, führte gegen aussen ein glückliches Leben. Keiner seiner Teamkollegen hatte geahnt, dass er an Depressionen litt. Diese führten dann auch dazu, dass sich Enke am 10. November 2009 vor den Zug wirft. Elf Tage steht das Leben bei seinem Verein Hannover 96 still. 40'000 Trauergäste nahmen an der Gedenkfeier in Hannovers Stadion Abschied von Robert Enke. Die Bilder der Feier zerreissen einem auch heute noch das Herz. Zu den Klängen von «The Rose» trugen die Teamkollegen Enke im Sarg aus dem Stadion.
«Hätte ich gewusst, wie es um ihn steht, hätte ich ein paar Mal mehr gefragt ‘wie geht es dir'», sagte sein Nachfolger Florian Fromlowitz später. Doch Enke gab wenig von sich persönlich preis. Wollte Stärke zeigen und frass die trüben Gedanken in sich hinein. Im Profisport ist kein Platz für Schwache. Wenige Wochen vor seinem Tod sagte Enke seinem Stellvertreter Fromlowitz jedoch, dass er bald mehr Einsätze bekommen werde. «Damals verstand ich ihn nicht, heute läuft es mir kalt den Rücken runter», sagte Fromlowitz später in einem Interview.
Heute ist der tragische Fall fast schon in Vergessenheit geraten. Auch in Hannover. Fans und Klubvorstand waren lange zerstritten. Während einiger Zeit unterstützten einige Fangruppen lieber das Reserve- als das Bundesligateam. Im letzten Jahr stieg Hannover 96 auch in die zweite Bundesliga ab. Trotzdem gilt der «Fall Enke» als Mahnmal für alle Teamsportarten. Depression gilt in unserer Gesellschaft als Tabuthema. Aber gerade im Leistungssport ist der Druck hoch. Nach Fehlern droht die Ersatzbank. Zweifel steigen auf, das Selbstvertrauen sinkt. Doch der grosse Vorteil von Mannschaftssport ist, dass Erlebnisse in der Gruppe geteilt werden können. Im Guten, wie im Schlechten. Eine funktionierende Mannschaft kann extrem viel Unterstützung geben. Gegenseitiges Aufbauen hilft dabei sehr. Drum der Tipp: Nicht nur immer kritisieren, sondern den Mitspieler auch mal loben. Auch wenn es der Konkurrent um den Platz ist. Und vielleicht einmal mehr als zu wenig nachfragen, «wie geht es dir». Es kann Wunder bewirken.