26.
02.
2015

Mehr Respekt

Voneschen Reto

Von: Voneschen
Reto

Wenn es um Schiedsrichter geht, haben wir in der letzten Zeit manchmal ein wenig ein unglückliches Händchen. Die Herren Baumgartner und Kläsi können ein Liedchen davon singen. Ich habe mir geschworen, dass ich nie mehr mit einem Schweizer Schiri ein Interview mache während einer WM. Gestern der nächste „Coup". Ein eingesandtes Video über den entscheidenden Penalty-Treffer in der Verlängerung des 1.-Liga-Playoff-Viertelfinal zwischen Lok Reinach und Basel Regio schalteten wir den tollen Emotionen nach dem Treffer wegen auf unserer Facebook-Seite auf. So weit, so unspektakulär.

Es dauerte nicht lange, bis die Antwort von Basel Regio kam. Der Penalty-Entscheid war wie wir dann erfuhren, höchst umstritten. Statt den Stock habe der Verteidiger den Ball getroffen, waren die Basler überzeugt. Beim ersten Blick des Videos dachte ich noch, „nie und nimmer, klarer Penalty". Ab dem fünften Mal und in Verzögerung wich die Überzeugung. So ähnlich ging's auch Fachleuten, welche sich das Video anschauten. Und ich wette, dies taten auch die Herren in den Schiedsrichter-Kommissionen.

Die Reaktionen der User waren aber eindeutig. „Eine Frechheit, so ein Video zu posten", war zu lesen, „schlechte Verlierer" und ähnliches. Ich will den Stab nicht über Basel Regio brechen. Jeder, der Sport in einem Meisterschaftsbetrieb spielt und das entscheidende Spiel nach einer umstrittenen Szene verliert, ist zutiefst enttäuscht. Da werden Sündenböcke gesucht. Und eine 5:6-Niederlage nach einer 4:0-Führung tut sicher doppelt weh. Aber ob da nur der Schiri dran Schuld ist?

Trotz allem: Das Beispiel zeigt halt auch, dass der Respekt vor den Schiedsrichtern in der Schweiz immer noch sehr, sehr tief ist. Das sage ich nicht wegen dem besagten Video sondern wegen vielen anderen Beobachtungen. So wie an einem Vorbereitungsturnier im Sommer (!), als ein Schiri nach einem Outball (!) von einem Trainer so was von zusammen gefaltet wurde. Unglaublich. Wenn ich dort Schiri gewesen wäre, ich hätte dem Trainer die Pfeife in die Hand gedrückt und gesagt, „besser, wenn du meinen Job machst".

Nein, Schiedsrichter zu sein in der Schweiz ist kein Zuckerschlecken. Dabei wurde kurz vor der Saison die Kampagne „RESPECT" von den vier Hallensport-Verbänden lanciert. Schade, dass die gutgemeinte Aktion rasch in den Hintergrund rückte. Ich habe jedenfalls nie mehr was darüber gelesen oder eine Botschaft in einer Halle gesehen. Das wäre doch mal eine Idee für den Sticker auf dem Trikot? Im Fussball werden beispielsweise Transparente zu Anti-Rassismus-Kampagnen oder Fairplay-Aktionen aufgehängt. Einfach auch, um die Beteiligten daran zu erinnern.

Wir machens jetzt auf diesem Weg:

RESPECT gegenüber dem Schiedsrichter heisst ...
... dass auch der Schiedsrichter Fehler machen darf. Er ist nur ein Mensch und muss innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheiden.
... dass wir bei umstrittenen Situationen ruhig bleiben und uns aufs Spiel konzentrieren. Ändern können wir sowieso nichts mehr.
... dass wir Entscheide des Schiedsrichters nicht kritisieren oder kommentieren. Nur unser Captain spricht während dem Spiel mit ihm.
... dass sich alle Spieler nach dem Schlusspfiff beim Schiedsrichter bedanken. Er liebt den Sport genauso wie wir und macht seine Arbeit oft ehrenamtlich.

Immer wieder ist gerade in den höchsten Ligen zu hören, „wir trainieren so viel und so hart und dann kommt ein untrainierter Amateur-Schiri und macht uns alles zur Sau". Ungefähr so werden die Schiedsrichter dann auch auf dem Spielfeld angegangen. Kaum ein Spiel, wo nicht ein Trainer sich lautstark über die Schiedsrichter beschwert. Und dann nach einer Verweisung auf die Tribüne noch motzt, „die Schiedsrichter müssen auch Respekt vor den Trainern zeigen." Absolut unnötig. Wie soll eine Kommunikation möglich sein, wenn eine Partie partout nur jammert?

Rein rational gesehen, irgendwie logisch, dass jedes Jahr Schiripaare wieder genug haben, Wochenende für Wochenende der Buhmann zu sein. Die Teams haben beispielsweise jedes zweite Wochenende ein Heimspiel. Ein Schiri hat jede Woche ein Auswärtsspiel. Aber scheinbar interessiert das die Wenigsten, gerade auf NLA-Stufe. Da wird lieber gejammert, dass ein Schiedsrichter vor drei Jahren einmal einen Fehlentscheid gegen das eigene Team pfiff. Und es soll auch Spieler geben, die sich einreden, dass gewisse Schiri persönlich etwas gegen sie hätten. Ehm, ja.

Was immer wieder vergessen wird: Seit Jahren, eigentlich Jahrzehnten, beklagt Unihockey - wie auch andere Sportarten - einen Schiedsrichtermangel. Viele pfeifen eine Saison und hören dann auf. Nur die wenigsten beissen sich durch. Durch die vielen Rücktritte steigen die ambitionierten Schiris teilweise fast zu schnell in höhere Ligen auf. Gerade an NLA-Doppelrunden wird der Mangel augenscheinlich. Immer wieder müssen Duos ran, welche eigentlich noch etwas Reifezeit bräuchten. Da wird das eine oder andere Talent „verbraten".

Aber, schaut man sich dem Treiben auf den NLA-Feldern an, ist das ja egal. Schiedsrichter wachsen auf einem anderen Stern. Wenn einer aufhört, holt man halt den nächsten. Und grundsätzlich, glaubt man den ausländischen Trainern, können Schweizer Schiris ja sowieso gar nix. Es soll auch andere Meinungen dazu geben. Vor allem, dass praktisch keine ehemaligen Nationalliga-Spieler selber zur Pfeife greifen und zeigen würden, dass sie eben mehr als motzen können, ist enttäuschend.

Es gibt zum Glück auch andere Beispiele. Wie beispielsweise Sandra Zurbuchen und Corina Wehinger, welche nach der eigenen Karriere den Wechsel vornahmen und seither bemerkenswert souverän arbitrieren. Oder Ella Piotrowska und Terezie Parysova, welche gleichzeitig in der NLA spielen und daneben auch noch Grossfeld-Spiele leiten. Erstaunlicherweise alles Frauen. Mein allergrösster Respekt davor.

Mein Vorschlag: Zwei bis drei skandinavische Schiris werden als Profis zur Überbrückung der aktuellen Situation eingestellt und von den Nationalliga-Teams bezahlt. Ansonsten - der Vorschlag wird den Betreffenden zu teuer sein - ist ein Umdenken nötig. Und endlich mehr Respekt.

 

Dirk Kleinfeld 77.56.202.173

16:30:04
05. 03. 2015
Als aktiver Schiedsrichter sehe ich mir auch NLA Spiele an, wenn es meine Zeit zulässt, ins besondere aus der Sicht eines Schiedsrichters. Und da muss ich sagen sind die Leistungen der Schiedsrichter gut. Aber wie schon beschrieben musstet Ihr euch das Video 5mal ansehen um eine Unstimmigkeit zu entdecken und da sage ich nur dazu, Wir haben genau 0,00001 Sekunden um es zu sehen und 0,3- 1 Sekunde Zeit eine Entscheidung zu fällen. also Fordere ich hiermit den Spieler auf sich selbst aufs Feld mit Pfeife zu stellen und sollte selber Entscheiden was er gesehen hat oder gemeint gesehen zu haben und dann den Mut aufbringen in die Pfeife rein zu blasen. und nicht den Unsinn "wir brauchen einen dritten Schiedsrichter zu fordern." Wir brauchen mehr RESPECT gegenüber dem Schiedsrichter oder werdet Ihr Spieler aus dem Kader gestrichen wenn ihr mal einen Fehler macht? Wenn sich jeder auf seine Kernkompetenz beschränkt, dann würde alles viel einfacher und respektvoller gehen. Ich für meinen Teil kann sagen das ich über die Saison viele Spiele geleitet habe und zum grössten Teil den Respect gegenüber dem Schiedsrichtern zu spüren und auch durch Worte erfahren habe. Das schönste Kompliment kam meist sogar von der Verlierer Mannschaft. also LIEBE NLA und NLB Vereine erzieht eure Trainer und Spieler, denn weiter unten klappt es schon mit dem Respect gegenüber Schiedsrichtern.

Bergfloh 178.194.240.77

21:14:54
26. 02. 2015
Ich schau mir pro Saison ca. 30 NLA Partien an und habe als neutraler Zuschauer noch selten den Eindruck gehabt ein Spiel sei durch die Schiris entschieden worden. Das Geschrei und Gemotze vieler Trainer und Spieler ist teilweise vollkommen jenseits von gut und böse. Für mich würden die Trainer viel früher auf die Tribüne gehören und dann sollten auch happige Bussen eingeführt werden.

Spieler und ehemaliger Schiri 31.165.174.29

15:37:20
26. 02. 2015
Dieser Blog-Eintrag spricht viele wichtige Punkte an. Leider tun sich die meisten Spieler sehr schwer damit, kritisch in den Spiegel zu schauen und die eigenen Fehler zu analysieren und dazu zu stehen. Da ist es viel einfacher, die Schiris als Sündenböcke zu beschimpfen. Unihockey.ch sollte auch mehr für das Image der Schiris tun, indem vermehrte engagierte Schiris portraitiert werden und in Spielberichten gute Schiri-Leistungen hervorgehoben werden (wie man es ja bei guten Spielerleistungen auch macht).

spieler 81.226.161.22

15:29:54
26. 02. 2015
Die schiris sind teilweise auch selber schuld, mit ihrem arroganten auftreten. schiri sein heisst nicht gleich boss sondern spielleiter. dazu wäre wohl ein 3ter schiri auf höchster stufe angebracht. das spiel wird immer schneller und intensiver
Ich habe noch heute im Ohr, wie Matthias Hüppi in die Mikrofone von SRF brüllte: «Türkyilmaz. Türkyilmaz... Kubilay Türkyilmaz könnte die Schweiz zum Sieg schiessen in... Das Wunder von Neuenburg
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