04.
2010
Schere zwischen Wunschdenken und Realität
Bis Ende Woche leite ich in Magglingen einen Trainerkurs. Das mache ich nun schon seit einigen Jahren, mit viel Freude und Begeisterung. Denn was gibt es Besseres für unsere Sportart, wenn sich junge Frauen und Männer dazu entscheiden, Trainerinnen und Trainer zu werden? Leider stelle ich aber auch immer wieder fest, dass viele dieser Männer und Frauen die Taktiktafel und Trillerpfeife bereits nach wenigen Saisons wieder und endgültig an den berühmten Nagel hängen.
Keine Frage. Trainer werden ist bedeutend einfacher als Trainer sein. Egal auf welcher Stufe - als Trainer ist man stark gefordert und es braucht definitiv mehr Fähigkeiten als einfach in der Halle zu stehen, die Aufgebote zu organisieren und beim „Mätschlä" am Schluss des Trainings als Schiedsrichter zu amten. Dass viele junge Trainer schnell wieder aufhören gründet mitunter auch darin, dass sich viele Vereine zu wenig um die interne Trainerausbildung kümmern und ihre Leute einfach machen lassen. Das ist bedauerlich und mitunter ein Grund für die hohen Fluktuationen.
Wir sind uns wohl einig, dass wir in unserer Sportart in Bezug auf die Trainersituation eine gewisse Konstanz anpeilen sollten. Die Vereine stehen hierbei in der Pflicht. Die Vereine würden von einer solchen Konstanz deutlich profitieren und mit ihnen die Spieler sowie und vor allem auch die Trainer, die mit wachsender Erfahrung meist besser werden. Den angehenden Trainern gebe ich an den Kursen stets mit auf den Weg, dass sie möglichst lange am Ball bleiben, sich mit Kollegen austauschen, weiterbilden und damit für höhere Aufgaben empfehlen sollen. Denn es ist ja nicht so, dass es hierzulande keine guten Trainer gäbe, nur wissen es die Meisten womöglich nicht oder sie wurden zu wenig gefördert.
Wie gross die Schere zwischen Wunschdenken und Realität in Bezug auf die Trainersituation in der Schweiz ist, manifestiert sich in ausgeprägtem Muster bei einem kurzen Blick in die SML der Männer. In der abgelaufenen Saison hatten gerade mal fünf von zehn Teams einen Schweizer Trainer. In der nächsten Saison dürfte sich - trotz Aufstockung der Liga - die Situation weiter zuungunsten der Schweizer entwickeln. Dabei geht es weniger um die Frage, ob die ausländischen Trainer besser sind als die Schweizer. Es ist vielmehr eine Frage des Marktes, der zurzeit kaum Hand zu Schweizer Lösungen bietet. Ich bin gespannt, wie es in fünf Jahren aussieht.