Sieg der Statistik

Vor dem Cupfinal haben wir Zug United im Duell mit dem übermächtig scheinenden Favoriten Dietlikon nur eine Chance gegeben - den Strohhalm Statistik. Warum? Weil Dietlikon seine bisherigen Cupfinals immer abwechslungsweise gewonnen und verloren hat. Gemäss diesem Turnus war 2007 eine Niederlage fällig - und prompt ist sie eingetreten. Ein besseres Argument für einen Zuger Sieg war uns beim besten Willen nicht eingefallen. Aber immerhin haben wir eines gefunden, Statistik sei dank. Und besser als "der Cup hat seine eigenen Gesetze" oder "Wir haben keine Chance - aber die müssen wir nützen" ist das allemal.

Statistiken können über einen sportlichen Wert verfügen - jeder Trainer muss selber entscheiden, wie er mit den ihm zur Verfügung stehenden Zahlen (Schuss-Statistik, Strafen-Statistik) umgeht, die ihm seine Ersatzspieler während der Partien fein säuberlich notieren.
Für mich als Journalist steht etwas anderes im Vordergrund, nämlich die Information für die Leser, die Spannung, das Fleisch am Knochen. Dass Spieler X ein Tor schiesst, sieht jeder, in der Halle oder im Matchtelegramm. Das nimmt man zur Kenntnis. Aber war es sein 50. in der NLA? War es in seinem 100. Spiel? War es das 30. seines Teams im Powerplay und wie sieht diese Quote in Überzahl aus? Ist die Save-Quote des gegnerischen Torhüters somit noch weiter gesunken oder grenzt es schon fast an ein Wunder, dass der Ball überhaupt rein ging?

In Brasilien wurde neulich ein Fussball-Spiel mit einiger Verspätung angepfiffen. Warum? Weil Alt-Star Romario von einer Heerschar Journalisten umringt war, die auf sein 1000. Karriere-Goal lauerten. In der NHL wurden schon Spiele unterbrochen, um Spieler mit geschichtsträchtigen Skorerpunkten spontan zu feiern. Wie es schon Klaus Zaugg in seinem Blick-Blog formuliert hat: Wayne Gretzky wäre ohne Statistik nicht der Grösste aller Zeiten.

Im Schweizer Unihockey sind Statistiken inexistent. Welches Team verfügt über das effizienteste Powerplay? Wieviele Chancen brauchte Adrian Capatt für seine 30 Saisontore, wieviel Christoph Hofbauer für seine 35? In welcher Zeit fiel der schnellste Hattrick der Geschichte? Sind Emanuel Anteners 37 Skorerpunkte ein Rookie-Rekord? Sind die 27 Siege, die Dietlikon vor der Niederlage im Cupfinal aneinander gereiht, eine Rekord-Serie? Wenn nein, wie wenig hat gefehlt? Ich weiss es nicht. Sie schon?

Warum also nicht einen zahlenbegeisterten Studenten mal die ganze, noch gar nicht so alte Unihockey-Geschichte in der Schweiz aufarbeiten lassen? Warum nicht ab nächster Saison offiziell eine Schuss-Statistik führen, verbunden mit Save-Werten der Goalies? Warum nicht die Powerplay/Boxplay-Daten elektronisch auswerten, nachdem diese ja ohnehin fein säuberlich in jeden Matchrapport eingetragen werden? Es ist Zeit, dass Unihockey in diesem Bereich einen Schritt weiter geht.