10.
12.
2015

So ticken wir

Keller Damian

Von: Keller
Damian

Seit 13 Jahren ist unihockey.ch an jeder Weltmeisterschaft vor Ort. Ob Frauen oder Männer, ob in Singapur oder wie jetzt in Finnland. Meistens als einziges Schweizer Medium. Kein Weg ist zu weit, nie sind uns die Kosten zu hoch. Wir machen das, weil wir Unihockeyfreaks sind, während andere Medien zu Hause bleiben und offizielle Pressetexte übernehmen - oder Artikel, die von uns geschrieben wurden. Oder Unihockey einfach totschweigen.

Über die Form unserer Berichterstattung und unsere „Gesinnung" möchte ich an dieser Stelle einmal ein paar Worte verlieren, da nicht alle Leserinnen und Leser seit Urzeiten dabei sind:

  1. Wir sind Schweizer. Folglich hoffen wir immer, dass die Schweiz Gold holt. Wenn Gold nicht möglich ist, halt Silber. Wenn der Final verpasst wird, wenigstens Bronze. Alles andere ist - solange nur vier Nationen ernsthafte Medaillenchancen haben - ein Misserfolg, eine Enttäuschung.
  2. Wir würden sogar in einem Schweizer-Trikot auf den Presseplätzen sitzen - ist aber nicht erlaubt. Die IFF verbietet Journalisten, sich textiltechnisch als Fan einer Nation zu outen.
  3. Wir sind Fans, aber in erster Linie Journalisten. Wir schreiben, was wir sehen und denken, um die Daheimgebliebenen zu informieren. Das ist unsere Aufgabe. Wir haben weder einen Grund noch die Verpflichtung, Dinge schön zu schreiben, die wir anders einschätzen. Aktuelles Beispiel: Wir sehen gegen Schweden im Halbfinal vom Freitag aufgrund der Geschichte und der Statistik keine Chance. Hoffen wir deshalb auf einen schwedischen Sieg? Natürlich nicht. Sind wir deswegen gegen die Schweiz? Unsinn. Sind wir deshalb schuld, wenn die Schweiz verliert, weil wir nicht optimistischere Artikel geschrieben haben? Blödsinn. Und wenn die Schweiz trotzdem gewinnt, wenn wir eines Besseren belehrt werden, werden wir in der Mixed Zone vor Sascha Brendler und dem Team auf die Knie fallen, uns dabei fotografieren lassen und uns über den Finaleinzug freuen wie kleine Kinder.
  4. Weder Fans noch Journalisten schiessen Tore - dafür sind immer die Spielerinnen und Spieler zuständig. Wir können keine Tore schreiben oder verhindern. Könnten wir es, würden wir es tun. Was wir tun können: Auf Sachverhalte hinweisen, die es aus unserer Sicht zu verbessern gilt. Ob dies nun eine Spielerin ist, die sich einem Interview nicht stellt, ob es die Aufstellung des Trainers ist (wer würde die Fussball-Nati gleich aufstellen wie Petkovic?). Kritik soll schon zu Verbesserungen geführt haben. Dafür schreiben wir Artikel und stehen offen und ehrlich mit unseren Namen dafür ein. Weitere Meinungen sind in den Kommentarspalten oder im Forum nicht nur zugelassen, sondern gar erwünscht. Wer will eine tote Szene ohne Meinungen und Diskussionen?
  5. unihockey.ch deckt ein breites Spektrum ab. Während zum Beispiel in Deutschland der Kicker, Sport Bild oder „11 Freunde" ganz unterschiedliche Leserschaften unter den Fussballfans bedienen, findet bei unihockey.ch alles unter einem Dach statt. Seriöse Matchberichte und Interviews. Liveticker mit humorvollem Einschlag. Klatsch und Tratsch in Rubriken wie „Splitter". Wir trauen unseren Leserinnen und Lesern zu, die unterschiedlichen Gefässe zu erkennen und nicht zu vermischen - und bei gewissen Gefässen oder Beiträgen zu lachen, vielleicht sogar mal über sich selber. Wer das nicht kann oder will, sollte den Besuch der Website von unihockey.ch vielleicht besser vermeiden. Wir können damit leben.

In diesem Sinne: Hopp Schwiiz und auf ein erfolgreiches Finalwochenende in Tampere!

81.6.55.157

12:28:24
15. 12. 2015
Ich für meinen Teil fand einfach gewisse Teile der Berichterstattung dieser WM nicht angebracht. Das hat auch den Grund, dass ihr zwar verschiedene Gefässe habt (Splitter, Ticker, etc.), aber die Inhalte nicht konsequent in diesen Kategorien veröffentlich habt. Die Bemerkungen über Stilfragen hatten nach meiner Meinung teilweise einen fast sexistischen Beigeschmack. Stilmässig könnte ich auch zurückfragen, ob ihr es angebracht findet, wenn man mit einem ausgebleichten Liechtenstein-Trainer herumschleicht, bei dem die Buchstaben abfallen. Wenn man sich in Titeln vergreift (Tschechen-Massaker) und sich im Liveticker mit Norwegerwitzen über den Gegner lächerlich macht, muss man dann in mehreren Berichten eine Spielerin wegen mangelndem Professionalismus niedermachen? Wobei, wenn man genau hingeschaut hat, hat diese Spielerin auch das Stadioninterview im Halbfinal abgelehnt. Vielleicht verträgt sie auch einfach keine Ablenkung und konzentriert sich lieber auf ihre Leistung. Das sollten doch eigentlich so grosse Fans wie ihr respektieren können, oder nicht? Klar seid ihr Freaks und Fans, die viel Zeit und Leidenschaft in ihr Projekt investieren. Klar dürft ihr bei so viel Einsatz auch mal euren Spass haben. Nur stellt sich dann irgendwann die Frage, ob dies nicht dem Anspruch in die Quere kommt, stets als topseriöses Medium wahrgenommen zu werden. Und natürlich ist es die Rolle der Medien, kritisch zu sein. Aber entsprechend solltet ihr doch auch akzeptieren können, wenn die Kritik nicht überall gut ankommt. Oder anders gesagt, wer austeilt, muss auch einstecken können. Nur wer nichts macht, macht keine Fehler. In dem Sinne bin ich euch dankbar für euer jahrelanges Engagement, möchte euch aber gleichzeitig dazu ermuntern, die Ausrichtung eurer Berichterstattung wieder einmal selbst kritisch zu hinterfragen.

Anonymous 178.194.31.103

16:13:39
10. 12. 2015
Ich möchte euch auch mal ein Kränzchen winden, ihr macht seit Jahren einen herausragenden und v.a ein herausragendes Magazin! Keep up... und ja immer schön kritisch bleiben. Lasst euch nicht den Mund verbieten! ;)
Keller Damian

Keller Damian

14:08:53
10. 12. 2015
cooler Kommentar, Eiswolf :-) Merci.

eiswolf

09:28:04
10. 12. 2015
Ihr macht einen Superjob und darum bin ich Stammgast auf der Seite und treuer Abonnent. Genau der Mix machts für mich aus.
Ich habe noch heute im Ohr, wie Matthias Hüppi in die Mikrofone von SRF brüllte: «Türkyilmaz. Türkyilmaz... Kubilay Türkyilmaz könnte die Schweiz zum Sieg schiessen in... Das Wunder von Neuenburg
Die allererste Unihockey-WM 1996 in Schweden ging noch ziemlich unbemerkt an mir vorbei. Für mich stand damals das lokale Schaffen im Verein im Vordergrund - „wer bringt am... Prager Geschichten
Die Bekanntgabe von Jyri Korsman als neuer Trainer von Floorball Köniz ab nächster Saison löste einen Schwall an Mitteilungen aus. Trainerkollegen und ehemalige Spieler... Professor Korsman
Auf die Saison wird es drei neue Regeln geben. So zumindest kann man das auf (sehr) einschlägigen Websites (vermutlich ist hier der Plural schon falsch) lesen. Eigentlich ist... Cool, vernünftig und dämlich

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