03.
2012
Verletzt - na und?
Gestern wurde Volero Zürich zum gefühlten 100sten Mal in den letzten Jahren Schweizer Meister im Volleyball. Ein Titelgewinn, den wohl niemanden wirklich überrascht. Man hätte wohl ziemlich viel Geld gewonnen, hätte man vor der Saison auf einen anderen Titelträger gewettet und dieser Fall wäre dann auch tatsächlich eingetreten. So verkam ein Antrag von Voleros Finalgegnerinnen Neuchâtel UC auf Verschiebung der dritten Finalpartie von gestern Mittwoch zur eigentlichen Geschichte des Playoff-Finals. Verschieben? Ein Finalspiel? Ja, sie haben richtig gelesen (siehe hier). Die Neuenburger Verantwortlichen beklagten nicht weniger als acht verletzte und angeschlagene Spielerinnen und monierten, dass es aufgrund der extremen Belastungen für ihr Team unmöglich sei, innerhalb von fünf Tagen (Samstag, Sonntag, Mittwoch) drei Partien auf höchstem Niveau zu spielen. Der Verband sah das etwas anders und schmetterte den Antrag ab. Es wurde gespielt. Das Ende der Geschichte ist bekannt, obschon Neuchâtel auf dem Feld dann einen alles andere als angeschlagenen Eindruck hinterliess und das hochfavorisierte Volero über die volle Distanz von fünf Sätzen hart forderte. Eine Frage bleibt im Raum stehen: War das Verschiebungsgesuch letzten Endes nur ein geschicktes Täuschungsmanöver der Westschweizerinnen?
Irgendwie kommt mir die Geschichte mit den vielen Partien und der drohenden Überbelastung nicht ganz unbekannt vor. Drei Spiele in fünf Tagen - das ist sowohl in den Viertel-, als auch den Halbfinals der Swiss Mobiliar Usus. Natürlich ist das Programm gedrängt, natürlich sind Mittwochspiele - da unsere Spieler alle einem regulären Broterwerb nachgehen oder noch die Schul-, respektive Unibank drücken - nicht sonderlich beliebt. Doch irgendwie hat man sich mit der Situation arrangiert - respektive überwiegt allenthalben die Freude, in den Playoffs zu spielen.
Klar gibt es auch im Unihockey die Ausnahme von der Regel - so musste etwa eines der fünf Playout-Spiele zwischen Waldkirch St. Gallen und den Kloten-Bülach Jets verschoben werden, da die Ostschweizer Equipe von einer Grippewelle heimgesucht wurde. Eine Ausrede, um im gedrängten Spielplan eine Verschnaufpause zu erwirken, dürfte jene Spielverschiebung indes kaum gewesen sein, da die Playouts im Playoff-feindlichen Modus «jedes Wochenende maximal ein Spiel» ausgetragen wurden.
Ganz grundsätzlich wird der Umgang mit Verletzungen und insbesondere deren Kommunikation im Unihockey anders gepflegt als etwa beim eingangs erwähnten Beispiel der Neuenburger Volleyballerinnen. Machen Sie sonst mal die Probe aufs Exempel: Suchen Sie auf den Homepages der in den verschiedenen Ligen noch in den Playoffs involvierten Mannschaften nach Meldungen über verletzte Akteure. Sind Sie fündig geworden? Das höchste der Gefühle dürften Nennungen von Langzeitverletzten oder Klammerbemerkungen (verletzt) bei der Mannschaftsaufstellung in den Spieltelegrammen sein. Verletzungen werden totgeschwiegen. Schliesslich will man sich vom Gegner nicht in die Karten blicken lassen. Gleichzeitig steigt bei den Spielern aber auch die Toleranzgrenze bezüglich Schmerzempfindlichkeit - der Verbrauch an Tape während den Playoffs dürfte um ein Vielfaches höher sein als während der Qualifikation. Das ist auch richtig so, denn jeder will auf dem Feld stehen, wenn es in der schönsten Zeit des Jahres ans Eingemachte geht.