09.
02.
2012

Zeit für den Bart

Pons Patrick

Von: Pons
Patrick

Gestern haben in der SML der Männer die Play-offs und damit die schönste Zeit des Jahres begonnen. Wer Meister werden will, dem steht in den nächsten Wochen und Monaten unter Umständen ein Mammutprogramm - der allerdings angenehmen Art - bevor. Bis Mitte April kann es nämlich zu maximal 21 Spielen kommen, würde der künftige Meister in jeder der drei Serien über die volle Distanz von sieben Partien gehen müssen. Die Parallele zum Eishockey wäre damit geschaffen - benötigte doch der HC Davos im Jahr 2009 alle 21 Partien, um den Titel zu holen. Einen kleinen, aber feinen Unterschied gibt es dann aber doch noch zum Eishockey - unsere Spieler verdienen ihr Geld nicht mit ihrem Sport. Womit die Unihockeyaner am Montag nach einer doppelten Playoff-Runde im Geschäft oder in der Schule auf der Matte zu stehen haben, derweil die Profis sich der Regeneration widmen können.

Ob im Unihockey die Strukturen jemals so sein werden, dass die Spieler - und damit meine ich nicht nur die ausländischen Verstärkungen - einer Teilzeitarbeit nachgehen können und in erster Linie Unihockey-Profis sind, wage ich zu bezweifeln. Ein Blick über den Tellerrand hinaus zeigt, dass die Situation in vergleichbaren Teamsportarten in unserem Land nicht wesentlich anders ist. Quantitativ dürfte im Handball und Volleyball mehr trainiert werden, doch wirklich professionelle Strukturen haben auch dort nur die allerwenigsten Vereine. Die Ausnahmen dürften wohl die Schaffhauser Kadetten im Handball und Volero Zürich im Volleyball darstellen. Bei Volero beispielsweise ist jede Spielerin im Kader Profi, der Verein führt ein eigenes Restaurant (Volero Lounge) in der die Spielerinnen verköstigt werden und er verfügt seit einiger Zeit über einen Teambus, der luxuriöser als der von Barcelonas Fussballern sein soll.

Viele Spiele, wenig Erholung hin oder her: Die aktuelle Lösung mit maximal 21 Playoff-Duellen ist um ein Vielfaches attraktiver, als es früher einmal war. Vor nicht all zu langer Zeit langweilte man sich eine Masterround lang bis es endlich losging. Und als es dann ernst galt, war für die Verlierer der Halbfinalserie schon wieder Schluss. Ich erinnere mich noch ziemlich gut an eine Saison, als wir unsere Playoff-Träume innerhalb von nur fünf Tagen und drei Niederlagen am Mittwoch, Samstag und Sonntag verspielt haben. Für jüngere Spieler im Kader ist das in den allermeisten Fällen eine derart kurze Zeit, dass sie gar nicht die Möglichkeit erhalten, den Bart auch nur ein klein wenig wachsen zu lassen.

Wir sind uns wohl alle einig - niemand will mehr eine Masterround und Playoffs erst ab den Halbfinals. Doch wie könnte man die geballte Anzahl Spiele, ohne das Spriessen der Bärte zu verhindern, sonst noch sanft und vernünftig minimieren? Die Idee ist nicht neu und wird immer wieder mal portiert - doch fand sie in der Schweiz bislang nie eine Mehrheit: Ein einziges Finalspiel. Ich persönlich fände es eine coole Sache. Aus meiner Sicht hätte man ein solches Finalspiel bereits in dieser Saison einführen sollen, und zwar im Hallenstadion. Das wäre die perfekte Hauptprobe für die WM im Dezember gewesen und hätte zugleich den idealen Startschuss für die WM-Kampagne bilden können.

Floorball#87

17:16:05
09. 02. 2012
Wenn das Schweizer Unihockey sich besser vermarkten möchte, kommt es nicht über ein einzelnes Finalspiel hinaus... Wir sollten mal über den Tellerrand schauen und die finanziellen "Einbussen" im Final auf sich nehmen. Nur so kommt das Unihockey weiter.
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