09.
2015
Deadline Day's Death
Am «Deadline Day» kamen dieses Jahr Sportinteressierte fast nicht vorbei. Auch wer sich nicht besonders für Fussball interessierte, die Geschichten von den irrwitzigen Transfersummen und den unglaublichen Malheurs bei den Transfers wie beispielsweise beim missglückten Torhütertausch von Real Madrid und Manchester United oder dem Wechsel von Kevin Grosskreutz von Dortmund zu Galatasaray waren allenorten zu lesen. Unglaublich wie viel Wert ein junger Mensch mittlerweile besitzt, der bloss ein bisschen besser als unsereiner gegen einen Plastikball treten kann. Ebenso unglaublich, wie Vereine, dessen Trainer- und Hilfspersonal mittlerweile umfangreicher ist, als hierzulande manch Aktivteam (bei Schalke 04 tummeln sich beispielsweise 17 Betreuer auf dem offiziellen Mannschaftsfoto) Transfers erst buchstäblich in letzter Sekunde abwickeln - oder peinlichst in den Sand setzen.
«Deadline Day» hiess es bis vor kurzem auch im Unihockey am 31. August. Ich erinnere mich noch gut, wie die Hektik zunahm, wenn das Ende des Ferienmonats August nahte. Wann kommt jetzt endlich die Unterschrift des anderen Vereins? Warum zickt der Fax genau jetzt? Wo muss ich schon wieder das Transferformular runterladen? Und nicht selten, lief das Faxgerät am 31. August in der Verbands-Geschäftsstelle wohl heiss.
Tempi passati. Im letzten Jahr fiel bereits die August-Transferfrist für internationale Wechsel, in diesem Jahr auch für die nationalen Transfers. Neu läuft die zweite Transferfrist vom 1. Mai bis 31. Dezember (Art. 13.6 des Wettspielreglements). Meine kleine Umfrage bestätigte meine Vermutung: Nicht überall ist diese Änderung bekannt. Ich habe es auch nur per Zufall erfahren, als die Vereins-Geschäftsstelle uns Trainern mitteilte, dass die Lizenzliste vor jedem Spiel neu ausgedruckt werden muss. Mittlerweile wurde dies revidiert, die Liste muss bis Ende Dezember nur neu ausgedruckt werden, wenn ein Transfer stattgefunden hat.
Was soll ich jetzt von dieser Änderung halten? Der Grund ist vor allem, dass die Schweiz mittlerweile eines der wenigen Länder war, welches noch eine August-Frist kannte. Ebenso war es stossend, dass die internationale Transferfrist von der nationalen abwich. Ein Transfer wie von Paolo Riedi im letzten Jahr von Warberg zu Chur und zurück, um Spielpraxis zu gewinnen, wäre innerhalb der Schweiz unmöglich gewesen. Den Spielern und Vereinen ist nun mehr Handlungsspielraum gegeben. Bis im Dezember kann ein Spieler den Verein noch einmal wechseln - oder maximal zweimal, wenn er zum alten Verein zurückkehrt. Vorausgesetzt der Klub erteilt die Unterschrift. Ohne ist dies auch weiterhin nur bis 15. Mai möglich.
Trotzdem hege ich auch Zweifel. Die Frist 31. August wurde einst eingeführt, da vor Saisonstart klar sein sollte, wie das Kader eines Teams aussehen soll. In den frühen Tagen unseres Sports war es scheinbar gang und gäbe, dass Spieler noch munter die Mannschaft wechselten. So war ab September klar, wer wo spielte. Wem's dann doch nicht passte, der musste bis Dezember ausharren. Und es soll noch manch einen gegeben haben, der im November kein Land sah, sich trotzdem durchbiss, im Dezember wieder vermehrt zum Zug kam und im Frühling dann einen Titel gewann. Der Druck auf Trainer und Sportchefs wird jetzt steigen. Die «Silly Season» geht nun vier Monate länger. Wer unzufrieden ist und gehen will, hat mehr Möglichkeiten. Ich bin gespannt, wie die Beteiligten mit der neuen Situation umgehen.