09.
2008
Hürdenlauf für Kaderlisten
Womit beginnt man, wenn man eine Saisonvorschau über eine Liga schreiben will? Man schaut sich einmal die Kader der Vereine an. Wer ist noch da, wer ist weg, wer ist neu? Es gehört zudem zum Service von unihockey.ch print und online, unseren Leserinnen und Lesern die Kader aller NL-Teams zu zeigen. Mit Rückennummer, damit man sie in der Halle oder auf Fotos auch erkennt. Dazu mit weiteren Infos wie Alter, Grösse oder Nationalität.
Nun ist es aber gar nicht so einfach, an diese Daten zu gelangen. Am Angenehmsten für die Redaktion von unihockey.ch wäre es, die Daten vom Verband zu erhalten, der die entsprechenden Listen von den Vereinen ohnehin einfordert und wissen muss, wer bei welchem Verein lizenziert ist. Im Rahmen einer Dienstleistung, die knapp eine Minute in Anspruch nimmt, könnten uns die vorhandenen Listen (sie müssen ja nicht mal komplett sein, z.B. ohne die Last Minute Ausländer...) zugestellt werden. Werden Sie aber nicht. Beziehungsweise erst, wenn der Season-Guide des Verbandes veröffentlicht wurde, was für unsere Zwecke jedoch zwei Wochen zu spät ist. Medienkonzept nennt sich das. Ich frage mich, ob auch ein Tagesanzeiger oder Blick die gleiche Antwort erhalten würden - und ob Kaderlisten wirklich ein Primeur oder nicht doch eher einfach nur Fleissarbeit darstellen.
Also machen wir in X Stunden Aufwand die gleiche Arbeit wie der Verband nochmals und suchen bei 36 NL-Vereinen nach deren Kaderlisten. Auch die Vereine haben somit die gleiche Arbeit nochmals. Und das Ergebnis ist alle Jahre dasselbe. Manche Vereine sind gut organisiert, reagieren innert weniger Minuten auf die Anfrage und liefern vollständige oder gar zusätzliche Angaben. Danke sehr, Fall erledigt. Bei anderen muss man sich zuerst auf die Suche nach der zuständigen Person begeben. Mails laufen ins Leere, man bespricht Telefonbeantworter. Wieder bei anderen erhält man Listen, die jedoch unvollständig oder gar offensichtlich falsch sind - z.B. mit Akteuren im Kader, die längst den Verein gewechselt haben. Ob das ein Test ist, um das Fachwissen des Journalisten zu prüfen? Details bei Transfers werden oft vernachlässigt - SpielerInnen wechseln einfach „nach Schweden", zu welchem Verein ist wohl egal.
Leider gibt auch die Vereinswebsite in der Regel keine Anhaltspunkte, da sie noch auf dem Stand vom Beginn der Vorsaison ist - egal, ob der Trainer schon vor einem Jahr entlassen wurde oder ein Ausländer längst in die Heimat zurückgekehrt ist. Exkurs: Das gilt übrigens auch für die Matchprogramme während der Saison - die Kader von Heim und Gast sind oft bist Ende Saison wie in Stein gemeisselt, egal, welche Transfers im Dezember stattgefunden haben.
Dies ein kleiner Einblick in unsere momentane Arbeit im Vorfeld der Saison, die einen wünschen lässt, a) das Medienkonzept des Verbandes sähe flexibler aus und/oder b) alle NL-Vereine könnten sich eine zu voraussehbaren Zeiten erreichbare Geschäftsstelle leisten, was dann auch die Trainer und Sportchefs von administrativen Arbeiten entlasten würde.
Und natürlich, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen - auch unihockey.ch hatte in den letzten Jahren seine Kader- und Vorstandslisten online nicht immer à jour. Wir geloben Besserung - und hoffen, über Mutationen auch entsprechend aktiv informiert zu werden.