11.
2007
Keine neuen Jagrs
Als mancher der U19-Spieler, die an der WM in Kirchberg und Zuchwil im Einsatz standen, gerade ein Glitzern in den Augen seiner Eltern war, fand in Bern und Fribourg die Eishockey-Weltmeisterschaft statt. 1990 war das, lange ist es her. Die Russen, die damals noch Sowjets waren, angeführt von Bykov und Chomutov (und Fetisov, Fedorov, Makarov, Kamenski usw.), wurden Weltmeister. Die Schweden gewannen im Gegensatz zum Unihockey "nur" Silber, die Tschechen holten Bronze.
Mit im Weltmeisterteam dabei: Ein 17-jähriger namens Pawel Bure. Bei den Tschechen in einer Linie: Die 18-jährigen Jaromir Jagr, Robert Reichel und Robert Holik. Vielleicht gab es auch noch bei den Schweden ein paar solcher Youngsters - aber an alles kann man sich ja nicht erinnern. Wenn ich damals schon gewusst hätte, dass ich 17 Jahre später einen Blog darüber schreiben würde, hätte ich besser aufgepasst. Jedenfalls: Spieler wie Bure, Jagr, Reichel oder Holik verzückten die Massen im rappelvollen Stadion, das damals noch nicht Bern Arena hiess. Und wohlgemerkt, wir sprechen hier von der A-WM, nicht von einem Juniorenanlass. Bei diesen Super-Talenten merkte schon damals jeder, dass sie eines Tages (und dieser Tage war nicht sehr fern) auch bei den Grossen eine dominierende Rolle spielen würden. Jagr etwa stürzte mehrmals ein ganzes Land in kollektiven Freudentaumel, als er die Tschechen zu WM-Titeln und den Olympia-Sieg führte.
An der U19 WM der Unihockeyaner vermochte ich praktisch keine solche Ausnahme-Talente zu entdecken. Gewiss, auch im Eishockey gibt es solche Kaliber nicht jedes Jahr. Und ja, im Unihockey kann man später kein Land in einen olympischen Freudentaumel stürzen, weil unser Sport noch nicht mal olympisch ist. Aber ein paar heller leuchtende Sterne hätte ich eigentlich erwartet.
Bei den Schweden ragten Linus Nordgren als Vorbereiter und Patrik Malmström als Vollstrecker heraus. Auch von anderen Junioren-Weltmeistern wird man später sicher noch hören. Aber sonst? Finnlands Topskorer Petri Jalanko blieb blass, die Tschechen überzeugten vor allem als kampfstarkes Kollektiv - und der Schweizer Leader Philipp Fankhauser ging gegen Schweden mit einer Minus 9 Bilanz vom Feld, ohne einen Stich gehabt zu haben.
Es ist zu hoffen, dass noch viel mehr Talente erkennen, wieviel Arbeit ihnen bevorsteht, um auf ein Top-Level zu kommen - und damit sind nicht regelmässige Siege und Skorerpunkte in einer Juniorenliga gemeint. Das Erreichen eines solchen Levels geht auch ohne Ostblock-Ausbildungssystem, wie es damals Bure oder Jagr noch "geniessen" durften. Bei den Schweden geht sicher jeder freiwillig ins Training.