11.
12.
2012

Auf den Geschmack gekommen

Voneschen Reto

Von: Voneschen
Reto

Für einen Unihockey-Schreiberling gibt es ein untrügliches Zeichen, dass Titelkämpfe in der Schweiz vorbei sind: Dann, wenn man beim Einkaufen von einem Schüttelfrost geplagt wird, wenn man an den Rivella-Flaschen vorbeiläuft. Die Dosis des rotgrünblauen Nationalgetränks ist für die nächsten Monate erfüllt. Aber war sie nun gut, die langersehnte Heim-WM? Oder doch nicht? Ich ringe immer noch mit der Antwort. Als Erstes kommt mir nach wie vor das Hallenstadion am Samstag-Nachmittag in den Sinn. Was für ein Anblick! Was für eine elektrisierende Atmosphäre! Nein, das war nicht mehr der Randrandsport, wie er Woche für Woche sonst in kleinen Turnhallen gespielt wird. Das war richtiger Sport! Endlich.

Gerne würde ich in die Zeitmaschine sitzen und nochmals zurück zu jenem Samstag-Nachmittag fliegen. Und Daniel Streit sagen, dass Juha Kivilehto keinen Pass spielt, sondern schiesst. Oder allen Schweizer Spielern sagen, dass sie nach dem 3:1 weiterspielen sollen. Nicht auszudenken, wie das Hallenstadion ausgeflippt wäre, hätte der eingewechselte Manuel Engel das 4:3 erzielt. Einen Tag lang wäre der Goldtraum real gewesen. Man hätte sich nicht vorstellen wollen, wie die Stimmung am Sonntag in der ausverkauften Halle gewesen wäre.

Andererseits: Wie wäre wohl der Eindruck nach der WM gewesen, wenn die Schweiz von Schweden abgeschossen worden wäre? Nichts wärs gewesen, mit «versöhnlichem» Abschluss. Das letzte Spiel zu gewinnen, ist eben auch wichtig. Auch wenn‘s ein «Gratissspiel» war. Da können wir den Letten ein paar Blumensträusse schicken. Wo wir beim nächsten «Problem» sind: Drei von vier Finalspielen waren tödlich langweilig. Zwei wurden auch noch live am TV gesendet. Da relativieren sich die grossartigen TV-Bilder vom ausverkauften Hallenstadion massiv. Wenn der grosse und kleine Final noch vor Spielhälfte entschieden sind, dann gibt das eine furchtbare Aussenwirkung.

Das Beste war aber: Während der ganzen Woche war die WM ein grosses Thema in der Schweizer Medienlandschaft. Die Zeitungen waren voll, jeden Tag gabs auch Bilder im Staatsfernsehen. Und noch besser ist: Anders als vor acht Jahren ist jetzt nicht Sommerpause, sondern die Meisterschaft geht langsam aber sicher in die entscheidende Phase. Die Schweiz gehört zur Weltspitze, hat um Haaresbreite den Finaleinzug verpasst und kann ein Hallenstadion füllen. So etwas MUSS doch neue Spieler anlocken. Wenn nicht jetzt, wann dann, ist man da geneigt, zu floskeln (und ich zahl auch die drei Euro ins Phrasenschwein).

Natürlich gabs auch Schattenseiten. Dass in Bern die Zuschauer erst fast verfroren in der Schlange vor dem einzigen Eingang, danach wohl fast verdursteten, weil ihnen erst die PET-Fläschli weggenommen wurden, aber an den wenigen Essständen die Wartezeit noch länger war als beim Eingang. Die Quittung war dann der Viertelfinal, wo 1000 Zuschauer weniger als am Vortag kamen weil a) frühe Anspielzeit, b) TV-Spiel und c) keine Lust mehr auf Anstehen und im dunklen Stadion sitzen. Für den Stromausfall können die Organisatoren nichts (auch wenn danach behauptet wurde, es sei zu viel Strom angehängt worden). Aber wer mal zwei Stunden in einer dunklen Halle gesessen ist, der hat keine Lust mehr, am nächsten Tag an den gleichen Ort zu gehen. Auch wenn es ein unvergessliches Erlebnis war. Mühsam war es trotzdem.

Generell muss gesagt werden, dass die Wankdorfhalle für WM-Spiele halt doch eine Nummer zu klein war. Der 200-Meter-Treppensprint der Presseleute zur Mixed-Zone - welche sich genau drei Meter unter dem Arbeitsplatz auf der Tribüne befand - ist in unguter Erinnerung. Genauso wie die Türsteher, welche selbst bei den Verbandsleuten die Badges überprüften. Und ob die Entscheidung, die WM an zwei Orten durch zu führen, wirklich eine weise war, muss auch angezweifelt werden. Als es im Hallenstadion endlich richtig los ging, traten eben genau jene Kinderkrankheiten, welche an jeder WM zu Beginn entstehen und dann im Fortlauf behoben werden können, wieder auf. Kein (oder überlastetes) Wireless-Netz auf der Pressetribüne, viel zu wenige LAN-Stecker, ungenaue Bezeichnungen (z.B. bei der Mixed-Zone), etc. Wenn schon einmal so viele Medienleute an den Spielen dabei sind, dann müssen solche Sachen klappen.

Aber ich will nicht motzen. Die positiven Aspekte überwiegen. Und, um auf das Thema „WM-Schwung nützen", zurückzukommen: Die nächste WM im eigenen Land findet frühestens in acht Jahren statt. Lettland überlegt sich die Kandidatur 2016, also könnte es auch zehn Jahre für die Schweiz dauern. Es braucht aber Events, wo sich Unihockey in einem grösseren Rahmen präsentieren kann. Das Masters war es nicht. Der Cupfinal ist einer, findet aber in einer zu kleinen Halle statt. Was war das Erste, was ich vom Radio-DRS-Mann gefragt wurde: „Wann organisiert ihr endlich das einzelne Finalspiel?" - Und wie sagte ein SML-Trainer nach dem WM-Final: „Wenn es jetzt noch Zweifler an einem einzelnen Finalspiel gibt, dann ist ihm nicht zu helfen." Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Ich habe noch heute im Ohr, wie Matthias Hüppi in die Mikrofone von SRF brüllte: «Türkyilmaz. Türkyilmaz... Kubilay Türkyilmaz könnte die Schweiz zum Sieg schiessen in... Das Wunder von Neuenburg
Die allererste Unihockey-WM 1996 in Schweden ging noch ziemlich unbemerkt an mir vorbei. Für mich stand damals das lokale Schaffen im Verein im Vordergrund - „wer bringt am... Prager Geschichten
Die Bekanntgabe von Jyri Korsman als neuer Trainer von Floorball Köniz ab nächster Saison löste einen Schwall an Mitteilungen aus. Trainerkollegen und ehemalige Spieler... Professor Korsman
Auf die Saison wird es drei neue Regeln geben. So zumindest kann man das auf (sehr) einschlägigen Websites (vermutlich ist hier der Plural schon falsch) lesen. Eigentlich ist... Cool, vernünftig und dämlich

Community Updates

Tabellen

1.Floorball Fribourg+4053.000
2.Ad Astra Obwalden+2950.000
3.Kloten-Dietlikon Jets+6548.000
4.UHC Thun+6247.000
5.Unihockey Limmattal-434.000
6.Ticino Unihockey-1430.000
7.UHC Lok Reinach-1630.000
8.I. M. Davos-Klosters-529.000
9.Regazzi Verbano UH Gordola-2723.000
10.UHC Grünenmatt-3919.000
11.UHT Eggiwil-4617.000
12.UHC Sarganserland-4516.000
1.Waldkirch-St. Gallen+6146.000
2.Unihockey Basel Regio+2338.000
3.UH Lejon Zäziwil+3137.000
4.Nesslau Sharks+734.000
5.UH Appenzell+2229.000
6.Chilis Rümlang-Regensdorf+829.000
7.Floorball Uri+1628.000
8.Visper Lions-5312.000
9.UH Red Lions Frauenfeld-339.000
10.UH Zulgtal Eagles-828.000

Quicklinks