09.
2010
Fades Süppchen
Mit grosser Vorfreude fischte ich am Mittwoch den neuen Unihockey Saisonguide aus dem Briefkasten. Die Idee eines Guides in Buchform vor Saisonbeginn finde ich einfach super. Im dritten Jahr seines Erscheinens war ich gespannt, welche Neuerungen nun anstanden. Heimlich hoffte ich, endlich einen Guide zu lesen, wie ihn der berühmt-berüchtigte Klaus Zaugg („Joe Thornton sorgt dafür, dass die Davoser Wirte Todd Elik nicht vermissen") vor wenigen Jahren jeweils vor der Eishockeysaison herausgab. Dass zum dritten Mal zwei Berner Akteure das Titelbild zieren (zuerst Wiler und Köniz, dann Tigers und Wiler, nun Tigers und Köniz), nun ja, wollen ja nicht päpstlicher als der Papst sein. Vorwort Zentralpräsident, überflogen - Vorwort Leading Sponsor, später lesen - Vorschau Pressechefin, ganz okay, Berni Cernala aka Beni Cernela überlese ich grosszügig.
Jetzt aber, die sportlichen Bewertungen der SML-Teams interessiert mich aus journalistischer Sicht am meisten. Aha, einen Prominententipp wie letztes Jahr von Petra Kundert oder Emanuel Antener gibt es nicht mehr, auch die „Skills-Bewertung" wurde abgeschafft. Dafür strahlt jetzt mehr unschuldiges Weiss und die jeweiligen Clublogos auf dem frei gewordenen Platz. Hmm, die Vorfreude legt sich mit jedem Seitenblättern. Und ja, wer ist eigentlich „uns" bei „Unser Tipp"? Weder Name noch Kürzel ist ersichtlich. Ich blättere zum Impressum und lese die Namen der redaktionellen Mitarbeiter. Mehrheitlich Schreiberlinge aus dem Bernbiet. Ausgewogen ist anders, aber nun ja, ist halt jetzt so. Dass die Rangprognosen nicht überall auf Gegenliebe stiessen, war schon auf der vorsaisonalen Pressekonferenz zu hören.
Zurück zum Guide: Unscharfe Teamfotos (liegts am dünneren Papier?), erschreckende Schreibfehler (Daniel Papi, Kaspar Schocker, Radim Chepek, die ex-Alligatoren Weber, Luzi, Schwarz um nur einige zu nennen), leicht abstruse Thesen („Das Transferkarussell drehte sich weitgehend ohne die Jets" - bei zwölf Zuzügen und neun Abgängen), fast schon beleidigende Aussagen („Zu gut für die NLB, zu schlecht für die Etablierung in der SML" - über Lok Reinach), unfreiwillig komische Bildlegenden („Wie viele Treffer realisiert Lok Reinach in der kommenden Meisterschaft?" - mit dem Bild des einem gegnerischen Schuss ins leere Tor nacheilenden Lok-Captain) und Unkenntnis („Die Euphorie nach dem gewonnenen Final gegen Dietlikon war grenzenlos" - Piranha Chur gewann den Titel gegen die Red Ants) prägen das triste Bild.
Ich bin ernüchtert, blättere aber weiter. Als Sportchef des NLB-Clubs Sarganserland interessiert mich auch die NLB-Vorschau der Männer. Ein Absatz über die Auf- und Absteiger, einer über den Modus und danach ganze zwei Absätze über die neuen Ausländer von ULA. Nun bin ich vollends schockiert, ist das wirklich alles, was Aussenstehende über die NLB wissen müssen? Ein Hohn für jeden, der sich in einem der sieben anderen Vereine engagiert. Kommt hinzu, dass scheinbar Teamfotos mehrheitlich bei den Knien abgeschnitten werden. So dass ganz sicher keine Werbung zu sehen ist. Klar, wer so viel von den Sponsor-Millionen des Verbandes einkassiert wie die NLB-Vereine, dem kann auch der regionale Sponsor weggeschnitten werden.
Informativer sind dafür die Beiträge über die Schiedsrichter, die Schweizer Spieler im Ausland und die Berichte über die Nationalmannschaften. Doch, sorry an die Macher, das ist nur Beigemüse. Der Hauptgang war ein schwach gewürztes, lauwarmes Süppchen, das mit jedem Bissen fader wurde. Ich werde den Eindruck nicht los, dass es reichte, einen Guide herauszugeben, aber zu wenig Wert auf den Inhalt gelegt wurde. Warum nicht mal der Griff in die Archivkiste? Wer schoss am meisten Treffer für den jeweiligen Verein? Wer ist der Strafbankkönig? Wer machte am meisten Spiele? Und, und, und. Die umfassenden Statistiken am Ende des Guides zeigen, dass die Daten doch abrufbar wären.
Der Vergleich zum HB-Event drängt sich auf. Überall Schulterklopfen, dass ein solcher Event organisiert werden konnte. Wie er gegen aussen wirkte, war aber egal. Respektive wurden bereits erste Anregungen gleich als Majestätsbeleidigung ausgelegt. Doch reicht es für unseren Sport nur etwas auf die Beine zu stellen, ohne auch auf die Wirkung zu achten? Ein informativer Saisonguide wäre ein tolles Instrument, auf welches immer wieder zurückgegriffen werden oder an Sponsoren abgegeben könnte. Die Ausgabe 2010/11 ist keine solche. Und wer jetzt behauptet, ich solle nicht nur motzen, sondern besser machen, dem empfehle ich einen Blick auf die Saisonvorschau im Printmagazin von unihockey.ch. Dort nahm ich auf zehn Seiten alle SML-Männer Teams unter die Lupe, die Kollegen Keller und Baltisberger auch die restlichen SML- und Nationalliga-Teams. Und ich bin mir bewusst, dass ich manch eines meiner Worte in einem freundlichen oder unfreundlichen Ton wieder höre. Aber lieber etwas polarisieren, als sich mit seichten Aussagen zufrieden geben.
Manuel Pellegrini plantea un ffatbol be1sico y un canmio para hacer que sus equipos lleguen a la exc 184.168.70.79
30. 09. 2012