Götter und Halbgötter

Die letzten vier Tage durfte ich mit einer Gruppe anderer Journalisten im Rahmen einer Pressereise auf der sonnigen Insel Zypern verbringen. Offenbar, reichten vier Tage nicht ganz, um das Unihockey-Hirn völlig abzustellen. Beim Anblick der grossflächig freigelegten antiken Mosaik-Böden in Paphos dachte ich, dass dies der perfekte Bodenbelag wäre, wenn Unihockey einst olympisch wird... Und die Schilderungen der griechischen Mythologie (wer hat was mit wem gemacht, wer hat wen hintertrieben, die grössten Irrtümer und Tragödien) hat mich an so manche Geschichte aus dem Unihockeysport erinnert. Auch der eine oder andere (selbsternannte) Gott oder Halbgott kam mir in den Sinn. Die Menschheit hat sich in den letzten 3000 Jahren nicht sonderlich weiterenwickelt.

Besonders eindrücklich aber fand ich, wie eine einstige Hochkultur völlig zerfallen und verschwinden konnte, um erst Jahrtausende später wieder Stück für Stück ausgegraben zu werden. Nach oben zu kommen ist leichter, als dauerhaft oben zu bleiben. Ich dachte an Spielerinnen und Spieler wie Mika Kohonen, Matthias Hofbauer, Natalie Stadelmann, Simone Berner oder Mirca Anderegg, die unserem Sport schon seit einem Jahrzehnt oder mehr den Stempel aufdrücken. Gewiss, ganz so lang wie die Griechen oder Römer werden sie nicht an der Spitze sein, da rechnet der Sport in anderen Zeitspannen als die Kulturgeschichte. Trotzdem: Wer es schafft, über eine so lange Zeit und nicht nur über zwei bis drei Jahre immer top zu sein, verdient den allergrössten Respekt.

Dass dieser Respekt heute in Form von Artikeln in Magazinen, TV-Interviews oder (in bescheidenem Umfang) Geld ausgesprochen wird, ist eigentlich schade. So wird es in 3000 Jahren keine Touristenführungen zu den Ausgrabungen in Uppsala, Zuchwil, Dietlikon oder Chur geben, wo Fremdenführer den Gästen aus aller Welt Mosaikböden mit Bildern der Helden von damals zeigen. Wenn etwas gefunden wird, dann höchstens Teile der alten Turnhallenböden, auf denen alle Sportarten der Welt eingezeichnet sind - und vielleicht noch Überreste von Snus. Die Historiker werden dann rätseln, welche Linie und welcher Kreis zu welchem Sport gehörte und wie die skandinavischen Spuren (Völkerwanderung?) nach Mitteleuropa gelangt sind.