03.
2007
Lieber Cat
Die Nachricht traf mich wie ein Stromschlag. „Cat ist tot“, sagte mir mein Kollege am Freitagmorgen am Telefon mit brüchiger Stimme. Ich musste mich setzen. „Wie bitte?“ fragte ich ihn entsetzt. Ich konnte es nicht glauben, war schockiert und fassungslos. Noch gut drei Wochen vorher sassen wir zusammen um den Artikel der Churer Nachwuchsförderung zu besprechen. Du sprühtest vor Ideen, erzähltest von neuen Trainingsmethoden, nervtest dich über unbewegliche Funktionäre und die Leidenschaftslosigkeit gewisser NLA Spieler von Chur Unihockey, und, und, und…
Aus dem geplanten kurzen Kaffeeplausch wurde eine zweistündige Philosophie- und Diskutiersitzung. Einen Satz hab ich in meinen Notizen fett unterstrichen. „Ich liebe diesen Sport“, hast du auf meine Frage geantwortet, was dein Antrieb sei, so viel Energie in Unihockey einzusetzen. – Einen Tag später hast du die 1. Mannschaft von Chur Unihockey übernommen, Taz wieder ausgegraben und mit deinem Lieblingsschüler nochmals das letzte aus den verunsicherten Spielern rausgekitzelt. Nach dem letzten Spiel gegen Wiler-Ersigen habe ich dir noch kurz die Hand geschüttelt – ich hätte nicht gedacht, dass dies der letzte Händedruck bleiben sollte.
Zurück zum Freitag. Jeder der mit Unihockey etwas zu tun hatte, war geschockt. „Ich zittere seit einer halben Stunde vor dem PC“, schrieb mir ein Journalistenkollege. Mit Tränen in den Augen schaltete ich die Trauermeldung von Chur Unihockey auf unsere Page auf – noch nie rief eine solche Meldung so viele Emotionen herauf. Ich erinnere mich, wie du vor gut 15 Jahren noch mit Tom Berger diskutiertest wie viele Bleiwesten im Konditraining anzuwenden sind, wie du Livio d’Intino im Ausgang zum Transfer von Torpedo zu Rot-Weiss Chur überredest, wie du mit viel Leidenschaft die Engels, Webers und Konsorten zu Titeln triebst, und, und, und…
Du warst ein harter Hund, aber einer mit Charisma und Herz. Viele Spieler haben über dich als Trainer geflucht, respektierten dich aber als Mensch. Später hast du die Churer Junioren nach der Fusion auf Erfolgskurs getrimmt - keine Selbstverständlichkeit bei dieser Masse an Spielern. Und das soll alles vorbei sein? Ich kann es immer noch nicht glauben. „Ich hoffe, dass alles nur ein böser Traum ist und du wieder kommst“, hab ich in deinem virtuellen Kondolenzbuch gelesen. Über hundert Leute haben sich dort eingeschrieben, ich konnte nicht viele lesen, zu schnell kamen mir die Tränen hoch. Besonders berührt, hat mich der Eintrag von Reto Luginbühl. Der Tigers-Verteidiger widmete dir „seinen“ Cupsieg vom letzten Samstag – für mich bereits jetzt die Geste des Jahres.
Und trotzdem muss das Leben weitergehen. Ich bin überzeugt, dass es in deinem Sinn ist, wenn „deine“ Churer Junioren in der Meisterschaftsendphase doppelt Gas geben, statt die Köpfe hängen zu lassen. Sie wissen, für wen sie den Titel holen. Ich sage dir good bye, Cat, und hoffe, dass dein Erbe sorgfältig fortgeführt wird. Ich bin überzeugt, dein Geist wird nicht nur in der Gewerbeschule weiterleben. Mein tiefes Beileid geht an die Trauerfamilie. Seid sicher, viele Herzen sind bei euch.