05.
2015
Reise ans Meer
Alle Jahre wieder sorgt die «Silly Season» für erhitzte Gemüter in der Unihockey-Schweiz. Nicht nur wegen unserem wöchentlichen Update. In diesem Jahr habe ich das Gefühl, wir könnten wir jeden Tag ein paar Geschichten von wechselwilligen oder geschassten NLA-Spielern machen. Es werden auch noch folgen, nur keine Bange. Aber so ganz geheuer ist mir das Tempo des Transferkarussells nicht. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die Verhältnisse sich denen im Amateur-Fussball anpassen. Dort wechseln Spieler teilweise im Halbjahres-Rhythmus dorthin, wo sie ein «Füfzger-Nötli» mehr im Monat erhalten. So kann in der Rückrunde im Frühling praktisch eine andere Mannschaft auf dem Feld stehen, als noch in der Hinrunde im Sommer/Herbst.
Ich bin aber klar der Meinung, dass sich auch längerfristig die Unihockey-Vereine, welche auf eigene Akteure setzen, durchsetzen werden. Je mehr «Auswärtige» in der Mannschaft stehen, umso tiefer wird der Zuschauerschnitt. Es braucht Identifikationsfiguren und nicht nur eine oder zwei, wie beispielsweise im Profisport. Dass in der Unihockey-NLA der Trend immer mehr dazu geht, eine Mannschaft nach Spezialisten aufzubauen, ist eine Entwicklung, wie sie manche Sportart erlebt hat. Was ich besorgniserregend finde, ist, dass immer höhere Summen für «08/15-Spieler» geboten werden. Natürlich ist es erfreulich, dass die Spieler für ihren hohen Aufwand endlich auch ein wenig entschädigt werden. Nur frage ich mich immer: Woher kommt das Geld? Wohl kaum von den 150 zahlenden Zuschauern an einem Spieltag oder der Dorfbäckerei.
Es scheint, als gehe der Trend immer mehr zum Mäzenentum. Ein heisser Weg. Die negativen Beispiele, wo fünfstellige Beträge in den Kassen von NLA-Vereinen fehlten nach Ausstiegen von Sponsoren, sind noch nicht lange her. Ich persönlich fände es genauso wichtig, dass die Vereine auch in die Infrastruktur investieren würden. Dass beispielsweise jede NLA-Mannschaft zwei paar Tenühosen hat. Oder dass die Turnhallen zumindest ein wenig nach Arenen aussehen und halt beispielsweise Sprossenwände und Betonwände abgedeckt werden. Ein Lob dazu an Köniz, welches genau das in der Weissensteinhalle in Angriff genommen hat.
Ein Thema ist auch die Ausländerzahl. Ja, es ist klar, dass diese rein rechtlich nicht eingeschränkt werden kann. Nur, der Profisport Eishockey hat es beispielsweise geschafft ein Gentleman's Agreement einzuhalten. Auch aus finanziellen Gründen. Das Problem im Schweizer Unihockey ist derzeit, dass sich die dafür verantwortlichen Personen, sprich die Nationalliga-Vereine, viel zu wenig kennen. Man trifft sich drei bis viermal an den Präsidenten-Konferenzen. Je nach regionaler Lage auch mal bei einem Spiel. Aber trotzdem ist jeder Verein vor allem damit beschäftigt, den eigenen Laden in Schuss zu halten. Strategische Arbeit und längerfristige Planung hat da wenig Raum.
Die Schweden haben dazu eine kreative Lösung gefunden. Vom 10. bis 17. Mai charterten sie eine Ferienanlage in Rhodos (Griechenland) und luden die Vereinsvertreter zur Föreningsutvecklingsresan, sprich der Vereins-Entwicklungs-Reise ein. Ziel: Wie schaffen wir gemeinsam die Strukturen für eine erfolgreiche Zukunft. 103 Klub- und Verbandsleute folgten der Einladung. Unter der Sonne Griechenlands wurden täglich diverse Workshops abgehalten, dazwischen gab's auch genug Zeit einfach mal abzuschalten. Oder mit anderen Klub-Verantwortlichen zu diskutieren. In Badehosen geht das meist ein bisschen unkomplizierter. Und so entpuppt sich vielleicht auch der «Tubel» vom anderen Verein als ganz umgänglicher Typ, dem man inskünftig auch mal ohne erhöhten Puls anrufen kann, wenn's mal brennt. Sprich, einem eigenen Spieler ein Angebot gemacht wird.
Wie gesagt, eine gute Idee. Auch eine für's Schweizer Unihockey?
Th. Kern 193.246.68.29
22. 05. 2015
Danke 188.60.16.213
22. 05. 2015