09.
2007
Sie wollen doch nur spielen …
Dann kam der Internationale Verband (IFF) und beschloss, dass künftig bei internationalen Freundschaftsspielen nur für den entsprechenden Verein lizenzierte Spieler eingesetzt werden dürfen. Das Aus für Finnsta. Die Finnen mussten sich beim Czech Open 2007 mit einer Protest-Aktion begnügen - sie verkauften „Legalize it"-Shirts vor der Halle...
Neuster Gag in dieser Geschichte: Den Vereinen Tatran Stresovice (spielte am Czech Open mit den Schweizer Söldnern Alex Jakubek und Radim Cepek) und Torpedo Havirov wurde vom IFF eine Busse von Fr. 750.- aufgebrummt, da sie gegen dieses Reglement verstossen haben. Der IFF findet diese Busse sogar noch gnädig (maximal wären Fr. 2000.- möglich gewesen). Ob Tatran auch für die Spiele Ende August in der Schweiz nochmals eine Busse bekommt (Cepek spielte wieder mit) bleibt abzuwarten.
Haben wir im Unihockey wirklich keine grösseren Probleme?
Cepek ist ein Gewinn für Tatran, Finnsta war ein Gewinn für das Czech Open. Sicher, beim Czech Open geht es um ein Preisgeld von Fr. 10'000.-. Das will sich vielleicht ein Team mit „eigenen Spielern" nicht von einem zusammengewürfelten Starensemble streitig machen lassen. Aber dieses Problem kann gelöst werden, in dem man ein Turnier einfach nicht besucht, das einem nicht passt. Und ja, es mutet komisch an, wenn die Malanser Söldner Jussila und Väänänen das Czech Open mit Finnsta bestreiten, während ihr Verein, beim gleichen Turnier engagiert, Nachwuchsspieler einsetzt. Und ja, es sollen sich auch schon Finnsta-Spieler (z.B. Ratsula) aufgrund nicht ganz optimaler Matchvorbereitung in der Nacht zuvor auf dem Feld verletzt haben - die Finnen sind für ihr Forechecking im Prager Nachtleben berüchtigt gewesen. Aber das ist ein Problem der Verträge zwischen den Vereinen und diesen Spielern. Solange man im Unihockey nicht genug bezahlen kann, um den Spielern gewisse Aktivitäten zu untersagen, sollte man ihnen diese Sommerfreude auch nicht madig machen. Bei Esa Jussilas Verhandlungen mit Alligator etwa soll der Einsatz mit Finnsta einer der ersten Punkte gewesen sein... Na und? Auch Kimi Räikkönen bestreitet ab und zu mal ein Motorboot-Rennen - sitzt dann aber wieder voll motiviert in seinem Ferrari, wenn es ernst gilt.
Ob die Herren des IFF wirklich wissen, was für die Organisatoren von Turnieren wie dem Czech Open oder dem Champy Cup das Beste ist? Vergleichen wir einmal die Frauen-WM in Dänemark im Mai (gilt sinngemäss für fast alle anderen IFF-„Events") und das privat organisierte Czech Open im August. Es passt zwar nicht ganz zum Thema, aber ich muss es mal los werden.
Startgebühren
- WM: Fr. 4000.- für A-Nationen, Fr. 2000.- für B-Nationen
- Czech Open: Fr. 360.- für alle Teams
Unterkunft
- WM: Bezahlen Teilnehmer selber
- Czech Open: Einige Teams der Elite-Kategorie (z.B. Wiler, Dalen) bezahlen nichts
Reise
- WM: Bezahlen Teilnehmer selber (Italien logierte auf einem Camping-Platz...),
Team-Transporte während des Turniers inklusive (beschränkte km-Zahl...) - Czech Open: Einigen Teams der Elite-Kategorie wird die Anreise bezahlt,
Alle Turnierteilnehmer können den ÖV in Prag gratis benützen,
Team-Transport ab Flughafen oder Bahnhof zum Hotel und zurück inklusvie
Preisgeld
- WM: keines
- Czech Open: Fr. 10'000.- für den Sieger der Kategorie Männer Elite
Zuschauer
- WM: 1500 Zuschauer beim Final (Die ausgeschiedenen Teams mussten Eintritt bezahlen!)
- Czech Open: ca. 6000 Zuschauer beim Final (Turnierteilnehmer gratis Eintritt)
TV-Präsenz
- WM: keine
- Czech Open: diverse Live-Übertragungen im tschechischen Sportkanal
Diese Freundschaftsspiel-Regel gehört wieder abgeschafft oder zumindest modifiziert. Was Unihockey braucht sind spektakuläre Spieler, starke Teams und viele Zuschauer, keine sinnlose Reglementiererei. Siehe auch Spengler Cup: Der Verstärkungsblock des HC Davos ist eine Turnier-Attraktion, auch die Gastteams sind auf den Geschmack gekommen und ergänzen ihr Team mit Gastspielern. Wen kümmert das? Lasst sie doch einfach spielen. Und der IFF soll sich anlässlich seiner üppigen Bankette während den Weltmeisterschaften klügeres einfallen lassen, wie der Unihockeysport vorwärts kommt.