12.
2010
Steinzeit
Als heute die Schweizer Nationalmannschaft mit 37:0 gegen Singapur gewann, habe ich mich während dem Spiel gefragt „muss das wirklich sein?“. Unser Sport kämpft um Anerkennung allenorten, will ernst genommen werden und zu „grossen“ Sportarten gehören. Steinzeitresultate wie dieses katapultieren solche Vorhaben um Jahre retour. Im Eishockey verlor die Schweiz vor fast 100 Jahren mit 30 Toren Unterschied.
Am Sonntag habe ich die Schweden für ihre Rekordjagd gegen Australien (39:1) harsch kritisiert. Sollte ich nun nicht dasselbe mit den Schweizern machen? Ja und Nein. Es gibt einen grossen Unterschied: Bei Schweden erhielt am Sonntag die zweite Garde (welche wohl bei den meisten übrigen Ländern klar die erste wäre) Auslauf und machte sich einen Spass daraus, möglichst viele Melonenhüte zu sammeln. Das war wirklich respektlos gegenüber den Aussies, welche x-tausend Franken auf den Tisch legen, damit sie an der WM dabei sein können. Dass die Schweden Spass hatten, die Australier abzuschiessen, war übrigens nicht nur mein Eindruck, sondern bestätigten mir auch andere Zuschauer.
Auch wenn es eventuell arrogant tönen mag: Die Schweizer spielten heute gar nicht speziell gut. Es war mehr ein Abspulen eines Pflichtprogramms. Singapur war nach zwei Partien schon sehr müde und leistete dementsprechend wenig Gegenwehr. Auf der Tribüne diskutierten wir über das Leistungsvermögen von Singapur. Wohl jede Schweizer 2. Liga-Mannschaft hätte gegen sie heute gewonnen. Wir schätzten es auf ungefähr U18-Niveau. Manchmal konnten die Schweizer Spieler fast nicht mehr anders, als aufs Tor zu schiessen. Dass die Spieler extra daneben schiessen, darf wohl nicht verlangt werden. In zwei Tagen steht immerhin der WM-Viertelfinal an.
Das Problem liegt klar beim neuen 16er Modus. So gut die Idee von Viertelfinals ist, so zu früh kam die Aufstockung auf 16 Teams. Die Entwicklung in einzelnen Ländern (Polen, Norwegen endlich wieder, Kanada dank den Exil-Finnen) ist sehr erfreulich, doch für diese Anzahl Teams kommt die WM 2010 definitiv zu früh. Zu gross ist die Leistungsgefälle zwischen Rang 1 bis 16. Und mit Schrecken muss daran gedacht werden, dass der IFF alle Teams an Qualifikationsturniere schicken will. Man stelle sich vor, wenn Schweden gegen beispielsweise Liechtenstein antritt. (Dieses verlor übrigens im Februar 0:13 gegen Estland, welches an der WM 1:22 gegen Schweden unterging).
Die Rekordsiege wurden natürlich auch unter den Journalisten eifrig diskutiert. Die Meinung ist klar: Solch hohe Siege sind der Sportart schädlich, doch sind sie zur Zeit leider noch an der Tagesordnung. Der IFF muss sich überlegen, ob beispielsweise drei Quotenplätze für asiatische Teams nicht eher schädlich, denn förderlich für die Entwicklung von Unihockey sind. Oder ob der Schritt zu einer 16er WM wieder rückgängig gemacht werden muss. Gefordert sind aber auch die führenden Nationen. Entwicklungshilfe brauchen kleine, wie auch mittlere Unihockey-Nationen. Ist es wirklich das Gelbe vom Ei, dass die vier Top-Nationen sich zweimal pro Jahr zu Länderspielen treffen? Sollten da nicht auch zwischendurch andere Länder die Möglichkeit haben, gegen die Besten antreten zu können?
Ich bin mir bewusst, dass die Nationaltrainer da eine andere Meinung haben werden. Doch hier sollte auch ein wenig über den eigenen Tellerrand gedacht werden. Will unser Sport in einigermassen absehbarer Zeit olympisch werden (und so an die grossen Geldtöpfe kommen), brauchen wir noch ein paar Mitgliederländer. So werden wir wohl leider auch bei den nächsten Austragungen noch Kantersiege wie heute zu erleben. Bis die Leistungsdichte grösser wird, hätten wir noch kreative Vorschläge: Jeder Torschütze erhält pro Treffer eine 1-Kilo-Bleiweste umgehängt. Bei zehn Treffern Unterschied muss ein Spieler das Feld verlassen. Oder man macht es wie im Baseball mit der sogenannten „Mercy-Rule“. Bei zehn Treffern Unterschied ist die Partie automatisch beendet.
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29. 09. 2012