08.
2012
Ach, Olympia
Endlich. Es ist wieder soweit. Die olympischen Spiele laufen wieder. Für Sportliebhaber das Paradies auf Erden. Ja, ich zähle mich auch dazu. Die Eröffnungsfeier habe ich bis zum bitteren Ende – Sir Paul war wohl der einzige Schwachpunkt der Mega-Feier – trotz beinahe zuklappender Augenlider geschaut. Endlich gibt es wieder Sport satt. Epische Duelle im Sandkasten, Dramen auf der Planche und Tränen im Bassin. Einfach grosses Kino.
Okay, einverstanden, jedermanns – oder besser gesagt, jederfraus – Sache ist die Dauersportsendung auch nicht. Aber die olympischen Spiele finden ja auch nur alle vier Jahre statt. Das entspricht auch ungefähr der Kadenz von royalen Hochzeiten, welche nun auch nicht jederMann soo gewaltig interessieren. Ich geniesse es jedenfalls, dass am TV endlich auch mal Sportarten zu sehen sind, welche sonst nicht mal in den Kurzmeldungen erwähnt noch gezeigt werden. Bogenschiessen – was für Nervenduelle. Fechten – nicht nur taktisch fesselnd. Turnen – was für Athleten. Einfach schade, dass die Schweizer Athleten fast durchgehend in den entscheidenden Momenten versagen. Da müssen sich einige Damen und Herren noch kritischen Fragen stellen müssen. Vielleicht sollte Swiss Olympic Christian Gross als Mentaltrainer einstellen. Er hat ja das Siegergen in sich, heisst es.
Natürlich sind die Gedanken auch bei «unserem» Sport. «Warum ist Unihockey nicht endlich olympisch?» höre ich oft. Die Antwort ist relativ einfach: Der Sport ist zu jung und (noch) zu wenig verbreitet. Etwas über 50 Landesverbände zählt der IFF, der gerade mal 25-jährig ist, aber ausser in Europa ist Unihockey einfach zu wenig verbreitet. Die Bemühungen in Asien und Übersee laufen, aber auch dort ist der Weg steinig. An der letzten Quali der Amerika-Gruppe zogen sich die Brasilianer im letzten Moment zurück. Kanada (mit vielen Exil-Finnen) und die USA (mit vielen «Schweizern») erhielten die beiden Startplätze kampflos. Immerhin gibt es Anzeichen, dass in hockeybegeisterten Nordamerika Floorball mehr und mehr Anhänger findet. Zu hoffen ist einfach, dass den mit viel Herzblut engagierten Pionieren nicht irgendwann die Luft und Lust ausgeht.
Unter normalen Umständen müsste der IFF schon lange einige Mitgliedsländer streichen. Allein die Liste der ausstehenden Beiträge der Verbände lässt jedem Revisor die Haare zu Berg stehen. Nach wie vor gibt es viele Mitgliedsländer in welchem eine Gruppe mit viel Enthusiasmus einen Verband gegründet hat und versucht den Sport «gesellschaftsfähig» zu machen. Nach den ersten Erfolgen folgt dann meist die Ernüchterung, dass halt doch nicht jeder im Land auf Unihockey gewartet hat. Das Beispiel Russland, wo der nationale Verband von Gerichtes wegen aufgelöst wurde, weil er den minimalsten Anforderungen nicht gerecht wurde, ist wohl das abschreckendste Beispiel. In anderen Ländern steht und fällt der nationale Verband mit einigen wenigen Personen.
Die Bemühungen des IFF Unihockey olympisch zu machen, laufen aber trotzdem auf Hochtouren. 2024 oder 2028 sollte es möglicherweise so weit sein. Das ist zwar noch weit weg, aber immerhin schon ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Bis dahin gilt es, weiter Missionarsarbeit zu leisten. Gerade die Top-Nationen sind da gefordert. Nach wie vor ist es mir unverständlich, dass sich die vier besten Nationen zweimal jährlich in der EuroFloorball-Tour messen. Einmal im November reicht vorig, der April-Termin würde viel besser für Promo-Touren genutzt. Das bringt zwar sportlich weniger, aber ehrlich – die Plauschspiele Ende April sind wohl genauso wenig aussagekräftig. Die tiefen Zuschauerzahlen des letzten EFT sprachen auch eine deutliche Sprache.
Während der Olympia-Eröffnungsfeier ging mir auch der Gedanke durch den Kopf, dass der IFF wohl am besten mit einer Ladung Stocksets auf eine Pazifik-Bootsreise gehen würde und auf jeder Insel ein paar Stöcke verteilen sollte. Im Nu hätten wir – Jamaica lässt grüssen – so einige Mitgliedsländer mehr. So oder so, ich werde auch noch zwölf oder 14 Jahre warten, bis die Schlagzeile im Blick zu lesen ist: «Die Unihockeyaner retten die Schweiz vor totaler Olympia-Blamage».
eiswolf
03. 08. 2012
Hausmeister
02. 08. 2012