12.
2007
Überraschungen allenorten
Ich liebe Überraschungen. Nicht schlecht hab ich gestaunt, als ich las, dass am Sonntag die Cup-Halbfinals in Köniz ausgelost werden. Ja is denn heut scho Weihnachten? Bereits in zwei Blogs hab ich mich geärgert, dass die Auslosungen der Cupspiele jeweils nicht öffentlich erfolgen. Auch im Forum liefen die Diskussionen heiss. Und jetzt das. Vor meiner Nase findet die Auslosung statt - ich werde mich kurz aus dem VIP-Sessel aufbemühen und mit der Digicam das Ereignis würdig festhalten. Fünf Minuten nach der Ziehung sind die Partien auf dem Netz. Versprochen. Und ich danke demjenigen, der die Idee hatte die Cupspiele öffentlich auszulosen. Auch wenns nur noch um zwei Spiele geht. Ach ja: hat per Zufall die Auslosung der Euro08 Gruppen am Sonntag den Ausschlag gegeben? Oder warens doch die Forumsdiskussionen und mein Blog?
Erstaunt war ich auch letzte Woche über einen Beitrag auf der Verbandspage. Basel Magic erwarte eine Strafe, da sie zwei Spieler eingesetzt hätten, die keine gültige Lizenz besässen. Und ganz unten wird der zweite Fall „Basel Magic" bereits bedauert. Was soll das? In der Schule habe ich mal gelernt, dass in diesem Land Gewaltentrennung herrscht. Die Gesetze macht die Legislative, die Exekutive führt sie aus und die Judikative spricht die Urteile aus. Seit wann macht dies bei Swiss Unihockey die Geschäftsstelle? War das Urteil schon gemacht? Ah nein, der Fall gehe an die Disziplinarkommission steht irgendwo noch. Basel Magic wurde vorher übrigens nicht informiert über die Meldung. Uns wird gerne Boulevardjournalismus vorgeworfen - boulevardistischer als diese Meldung geht's aber nimmer. Oder wurden dort noch persönliche Rechnungen beglichen? Wenn ich den letzten Satz der Meldung lese, kommt mir unweigerlich dieser Gedanke.
Fast eine Stunde hab ich danach mit Mario Stoppa telefoniert. Es nahm mich wunder, was da wirklich lief. Ich erfuhr dort einige interessante Sachen, alle kann ich hier nicht preisgeben, vieles war off the record. Mit ein paar Tagen Distanz muss ich sagen, Basel hat naiv gehandelt. Fahrlässig naiv. Auch wenn der IFF ja zu einem Einsatz sagt, das Lizenzwesen ist in der Schweiz genau geregelt. Und das nächste Transferfenster öffnet sich halt erst im Dezember. Und ja, Bestimmungen sind da um eingehalten zu werden. Auf Transferwildwuchs wie im Eishockey hat definitiv niemand Lust. Heute Lugano, morgen Basel, übermorgen wieder Ambri? Da sind ja nur noch die Zustände in der NHL schlimmer. Jonas Hiller weiss bald nicht mehr in welcher Stadt er grad ist. Zurück nach Basel. Dass diese keinen neuen Musterprozess anstrebten, wie manche vermuteten, ist diese Woche auf deren Clubpage zu lesen. Das Urteil der DK - zwei Tage nach der Pressemeldung ausgestellt - werde akzeptiert und die beiden Schweden werden erst im Januar wieder spielen. Manchmal wäre es wohl cleverer zuerst miteinander zu reden und dann erst zu handeln.
Momentan laufe ich immer wieder an grosse Diskussionen um alte und junge Spieler heran. Was soll das? Jahrelang wurde gezetert, dass die Spieler zu früh aufhören, nun sollen sie plötzlich zu spät aufhören. „Adrian Capatt solle endlich einem Jungen Platz machen", las ich letzte Woche im Forum. Aber hallo. Letzten Sonntag erlebte ich auch eine Überraschung. In der hektischen Schlussphase im Bündner Derby war der einstige Heissporn Capatt der ruhende Pol in der Alligator-Abwehr. Aus Uns Adi wird noch ein klassischer Lehnstuhl-Libero à la Kaiser Franz Beckenbauer. Und dann wird sein Rücktritt gefordert. Warum denn? Weil er nicht mehr drei Tore pro Spiel schiesst, sondern sich in den Dienst der Mannschaft stellt? Es gibt in der NHL ein Sprichwort. „Es gibt keine alten und jungen Spieler - es gibt nur gute und schlechte Spieler". Beim SCB verteidigt Gitterlibueb Roman Josi in der ersten Linie und im Powerplay. Warum? Weil er seine Leistung bringt. Und nur das zählt.
Und wer immer darüber jammert, dass er keine Chance bekommt, merkt gar nicht mehr, wenn sie denn mal kommt. Ich zitiere gerne den Churer Clubpräsidenten Ruedi Kunz aus seinem Vorwort im Clubmagazin. „Die Gelegenheit kommt nie in dem gleichen Kleid und nie auf eine bestellte oder gar abgemachte Zeit, sondern genau so, wie es ihr gefällt. Das Glück des Tüchtigen zeigt sich gerade darin, dass er die Gelegenheit beim Schopf packt. Aber eben: Es ist das Glück des Tüchtigen -vom Glück des Faulen, des Zaudernden und des Schmollenden ist mir nichts bekannt." - Nicht nur seinen Spielern sollte Kunz seine Worte wieder mal vorlesen.