08.
2013
Erwachen im Neuland
Was der Frühling im «normalen» Leben ist, das ist der August im Unihockey-Kalender: Das Leben erwacht wieder. Nicht, dass ein fauler Lenz geschoben wird (wir haben beispielsweise bereits eine neue Ausgabe des Printmagazins geschrieben, an der nächsten sind wir mit Hochdruck dran) - aber infomationstechnisch geht bei den meisten Schweizer Teams in den höchsten Spielklassen im Sommer praktisch nichts. Bei einigen Vereinen musste man sich fast schon Sorgen machen, ob sie a) noch existieren oder b) sie ihre Homepage verlassen haben. Status: nicht mehr in einer Beziehung, wie das so (un)schön heisst. Ich bin gespannt, wie viele Pages kurz vor dem Saisonstart immer noch die gleichen Grinder im Kader haben, wie zu Beginn der letzten Saison. Oder eben: Wie irgendwann nach Beginn der Saison.
Schon etwas unverständlich, dass der Betrieb der Homepages teilweise fast eingestellt wurde. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde im Sommer wegen ihrer Bemerkung «Internet ist Neuland» hämisch ausgelacht. #Neuland wäre aber auch bei vielen Vereinspages angebracht. Warum nicht mal ein Föteli vom Sommertraining oder vom Teamevent aufschalten? Oder nicht 15 Transfers in einer Meldung bringen? Die Hoppers machens vor. Mal ein Interview mit den neuen Spielern oder Trainern oder dann einen Wettbewerb bringen, welche Farbe das Auswärtstrikot hat. Da mögen manche den Kopf geschüttelt haben, aber das war eine super Aktion. So bleibt man im Gespräch. Und jeder Sponsor hat Freude, dass über sein Team berichtet wird und sein Logo zu sehen ist. Imagepflege und Aussendarstellung, #Neuland?
Aber es gibt leider auch Trauriges zu berichten in diesen Tagen. Dass die Sportart Unihockey immer noch sehr jung ist, merkt man daran, dass selten über Verstorbene zu lesen ist. Leider war dies diese Woche der Fall. Am Mittwoch verstarb in Schweden der Innebandy-Pionier Klas Pettersson, der seit zwölf Jahren Pressechef beim schwedischen Verband war. Im November 2010 wurde ihm eröffnet, dass er einen Hirntumor hat. Mit 38 Jahren und drei kleinen Kindern. Eine tragische Geschichte. Seither hat er alles versucht, um den Krebs zu besiegen. Bis letzten Dienstag.
Sein Facebook-Profil wurde zum Online-Kondolenzbuch, mit teils herzzerreissenden Beiträgen. So wie dem, wo die Schwester von ihrem grossen Bruder mit bewegenden Worten Abschied nimmt. Ich habe Klas als unglaublich hilfsbereiten Menschen kennengelernt, der - nicht wie andere seiner Landsmänner in dieser Sportart - sehr bescheiden auftrat. Ich erinnere mich noch gut, wie ich an der WM 2010 um einen Interviewtermin mit Mathias Larsson bat. Termine mit Schweizer Nationalspielern waren damals beispielsweise kostbares Gut, welche erst nach mehrtägigem Nachhaken und dreimaligem Verschieben (meist per SMS) zustande kamen. Anders bei Klas. «Morgen, 13 Uhr in der Hotellobby», sagte er mir nach nur einem Telefonat. Ich war perplex. (Dass ich mich dann am nächsten Tag in Helsinki verlief und das Hotel nicht fand, ist eine andere Geschichte und gehört nicht hier hin.) Eines seiner Vermächtnisse ist das 592-seitige Jubiläumsbuch « Innebandy- En världsidrotts födelse och expansion», das 2011 zum 30-Jahr-Jubiläum des schwedischen Verbandes erschien.
So hielt das Erwachen im Unihocky-Frühling kurz inne. Vila i frid, Klas.