03.
2013
Lust auf Schönbühl?
Einer der schönsten Arbeiten ist jeweils, für das Printmagazin die «Geschichtsstunde» vorzubereiten. Ich bin ein «Unihockey-Secondo», sprich kam in der zweiten Generation zum Sport. Wir waren die ersten, die in Junioren-Kategorien - Junioren B waren 1990 die einzige Nachwuchsstufe - spielten. So hab ich viel von der Entwicklung des Sports hautnah miterlebt. Vieles von der Zeit davor hab ich mir von versierten Experten erzählen lassen. Auch wenn einige Geschichten mit jeder Erzählung etwas blumiger werden.
Ich weiss, dass viele junge Leser mit der «Geschichtsstunde» wenig anfangen können. Ging mir auch mal so, als ich jung war. Die Geschichten von früher interessieren erst ab einem gewissen Alter. Aber ich persönlich bin der Meinung, dass man aus der Geschichte immer wieder seine Lehren ziehen sollte. Viele Fehler von heute könnten vermieden werden, wenn man sich an frühere Tage erinnern würde (oder könnte). Exemplarisch kommen mir da die Basteleien im Spielplan in den Sinn. Oder das Masters.
Früher war alles besser, ist ein oft gehörter Spruch der «Alten». Stimmt so nicht ganz. Was früher ganz sicher grösser war, war die Aufbruchstimmung, der Enthusiasmus. In den 90er-Jahren wuchs Unihockey sehr rasch. Neue Projekte, Vereinszusammenschlüsse und Hallen entstanden. Die Einführung der Playoffs 1995 war ein Quantensprung. 1500 Zuschauer sahen schon damals das dritte und entscheidende Spiel in der Churer Gewerbeschule und ergötzten sich an der noch nie gesehen Lasershow vor dem Spiel. Oder taten sich gütlich an den Give-Aways der Sponsoren.
Irgendwann in den letzten zehn Jahren ist der Enthusiasmus verschwunden gegangen. Oder sagen wir, zurück gegangen. Realismus hielt Einzug. Visionäre Projekte - ich erinnere mich immer noch gern an das «Zoom»-Projekt von Wiler-Ersigen, wo der Bündner Konkurrenz bei der Jahrtausendwende der Kampf angesagt wurde - wurden immer weniger. «Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen», lautet derzeit das Motto. Das Verwalten der eigenen Pfründe wurde zur vornehmlichen Aufgabe der Vereine. Gärtlidenken, nennt man dies gemeinhin.
Falls Köniz neben Malans das Playoff-Final erreicht, sind wir wieder im Unihockey Ende der 90er-Jahre angelangt. Damals spielten die Teams auch die Finalserien in Turnhallen, die etwas mehr als 1000 Zuschauer fassen. So würde es auch in der Maienfelder Lust (1200 Zuschauer) und der Schönbühler Arena (mit Zusatztribüne auch 1200 Zuschauer) aussehen. Man kann nur hoffen, dass sich kein TV-Team in diese Hallen verirrt. Und ja, nicht zu vergessen, dass GC auch noch im Rennen ist und dieses im Falle einer Finalqualifikation, wie im letzten Jahr in die Saalsporthalle zügeln könnte.
«Lieber in kleineren Hallen spielen, die dafür voll sind», hat mir ein SML-Spieler mal dazu gesagt. Wo wir wieder beim Realismus und den Visionen wären. Ist es wirklich das Ziel dieser Sportart, in den Lusts und Schönbühls der Schweiz zu spielen? Nicht, dass man mich falsch versteht: Bei beiden Vereinen helfen viele fleissige Helfer bei den Finalspielen mit. In Zeiten, wo Individualsport im Trend liegt, eine tolle Sache. Es ist mir auch bewusst, dass in Köniz eine neue Halle entsteht. Und im näheren Umkreis von Malans/Maienfeld keine grössere Halle steht. Aber Fakt bleibt: Im Jahr 2013 ist eine Finalserie in zwei grösseren Turnhallen möglich. Nach den fantastischen Bildern mit dem ausverkauften Hallenstadion im letzten Dezember ein Rückschritt in die Steinzeit.
Ja, der Sportstättenbau ist in diesem Land eine langwierige Sache. Grosszügige Bauten wie in den nordischen Ländern gibt es bei uns nicht. Ich kenne aber auch Projekte, wo ganze Eishallen für zwei Millionen erstellt wurden. Mit vielen Stunden Fronarbeit und Klinkenputzen bei Sponsoren. Oder man packt seine sieben Sachen und baut wieder eine Eishalle um. Es gibt auch solche ausserhalb der Millionenstädte Hasle-Rüegsau oder Wünnewil. Mit einem etwas aufwändigeren Marketing als jetzt - heisst mehr als ein Transparent am Dorfkreisel und ein Inserat im Bezirks-Amtsblatt - würden die grösseren Hallen mit Sicherheit gefüllt. Über ein einzelnes Finalspiel mag ich gar nicht mehr schreiben. Auch wenn es meiner Meinung nach, der logischste Schritt wär. In den nächsten zwei Jahren wird diesbezüglich nichts passieren.
Den Zustand jetzt finde ich einfach nicht zufriedenstellend. Denn jeder, ausnahmslos jeder SML-Verein jammert darüber, dass der Sport zu wenig Medienbeachtung erhält. Erhält er wohl mehr, wenn in den Finalspielen knapp 1000 Zuschauer zuschauen können? Und wenn wir grad beim Jammern sind. Schuld ist - glaubt man den Vereinen - in erster Linie der Verband. Nur, wer hat sich dagegen gewehrt, als das Nationalliga-Komitee - ich wiederhole mich: die gewählten Vertreter der Nationalligavereine - in den Playoff-Weisungen verankern wollte, dass alle Playoff-Partien in Hallen mit mehr als 500 Sitzplätzen gespielt werden sollten? Zeit, dass sich endlich wieder was bewegt.