03.
2013
Mehr Fair
Die schockierende Meldung von der Querschnittlähmung des Oltener Eishockeyspielers Ronny Keller hat viele Sportbegeisterte betroffen gemacht. Das Verletzungsrisiko bei Sportarten mit Körperkontakt ist gross. Beim Eishockey noch grösser. «Bei jedem Einsatz besteht eine Verletzungsgefahr», sagte mir einst ein Eishockeybetreuer. Die Angst davor wird gerne überspielt oder besser gesagt, verdrängt. Am Dienstag wurde einem wieder vor Augen geführt, was im schlimmsten Fall passieren kann. Sofort kamen mir die Bilder von Pat Schafhausers Unfall in Davos vor über zehn Jahren in Sinn. Der damalige Lugano-Verteidiger sitzt seitdem im Rollstuhl. Nie werde ich vergessen, wie er auf der Bahre vom Eis gestossen wurde. Ich wünsche Ronny Keller von Herzen gute Besserung.
Sofort kamen bei mir auch die Gedanken auf, ist so etwas auch im Unihockey möglich? Leider ja, lautete meine Antwort. Nicht direkt bei einem Bandencheck, aber zum Teil sind die Hallenwand oder die Tribüne sehr, sehr nah am Spielfeld. Teilweise sitzen die Zuschauer ja fast schon auf dem Spielfeld. Oder sind Tribünenstangen keine zwei Meter von der Bande entfernt. Manchmal fragt man sich, dass da nicht mehr geschieht. Gerade in der Endphase der Meisterschaft habe ich einige Checks in Bandennähe gesehen, die einfach gesundheitsgefährend waren. Wenn Spieler ungebremst in die Zuschauerränge fliegen, dann gibt das zwar schöne Bilder, aber ist in höchstem Masse gefährlich. Auch Joel Hirschis Unfall letztes Jahr in Köniz sollte nicht vergessen werden.
Die Entwicklung von Unihockey geht immer mehr dahin, dass das Körperspiel viel mehr toleriert wird. Aus dem einst körperlosen Spiel ist Eishockey ohne Eis geworden. Der heutige SML-Spieler muss in der Lage sein, harten Körperchargen Stand zu halten. Wer sich die Riesen im schwedischen Nationalteam angeschaut hat, kann sich vorstellen, wie es da knallt, wenn einer zum Check ansetzt. Eine Entwicklung, die ich persönlich sehr bedaure, aber leider seit Jahren gefördert wird. Gleichzeitig haben sich die Spieler vor allem im physischen Bereich gesteigert, aber weniger im spielerischen. Frei nach dem Motto: Lieber einmal mehr in den Kraftraum, als einmal mehr in die Halle. Ich lobe mir da einen Emanuel Antener, welcher obiges lieber umgekehrt macht, dafür zuoberst in der WM- und SML-Skorerliste steht. Und eine Strafe in vier Jahren SML erhalten hat.
Was mir wirklich ein Anliegen ist: Nehmt die Härte raus an der Bande. Habt Respekt vor dem Gegenspieler. Überlegt euch zweimal, ob es wirklich nötig ist, den Gegenspieler über die Bande zu hauen. Man soll nach Ronny Kellers Unfall nicht alles in Frage stellen, aber gerade jetzt ist es wieder mal Zeit, das Thema zu sensibilisieren. Neben Kellers Schicksal, der sein Leben neu ordnen muss, gibt es auch jenes von Stefan Schnyder, welcher den eigentlich korrekten Check angebracht hat, aber sich jetzt ein Leben lang Vorwürfe machen muss, einen Sportkollegen an den Rollstuhl gefesselt zu haben. Mich schauderts nur schon bei diesem Gedanken. Ich hoffe, andere auch.
Und wer jetzt denkt, was labert der Alte da, hier ein erschreckendes Video aus der Slowakei:
Die Spielerin hatte Glück. Nach mehreren Tagen Spitalaufenthalt konnte sie das Spital ohne gravierende Verletzungen verlassen.
Chris 83.77.72.182
09. 03. 2013
Miranda 88.84.30.220
09. 03. 2013