11.
2011
Das Gesetz der Serie
Ich erinnere mich noch, als sei es gestern gewesen. Samstag, 24. Mai 2003, 8.30 Uhr, Radio DRS 3, Sportflash: „Hüt hed d Schwiiz d Möglichkeit zum Wäutmeistr wärda". Ich bin hellwach. Meinen die wirklich das WM-Finale der Frauen-Unihockey-Nati? „Hüt spielä d Schwiizer Unihockey-Frouä im WM-Final z Bärn gäg d Schwedinna". Tatsächlich. Unihockey an erster Stelle der Sportnachrichten. Das gabs wohl nur noch einmal danach. Zwei Jahre später nach dem Weltmeistertitel in Singapur.
Die Durchsage hat mich nun seit acht Jahren verfolgt. Das Finale hab ich damals auf den Zuschauerrängen verfolgt. Schon als die Schweizerinnen mit den unglaublich hässlichen Kakadu-Frisuren aufs Feld liefen („Uns war langweilig, also gingen wir zusammen zum Coiffeur"), wusste ich, das wird nix. 1:8. Eine Klatsche. Und trotzdem: Die Chance auf den WM-Titel hat ein kleines Land wie die Schweiz selten. Und schon gar nicht an einer WM im eigenen Land.
Nun endlich wieder Heim-WM. Ja, ich freue mich drauf. Sehr sogar. Frauen-WM's hab ich erst zwei erlebt. Der Frühling in Dänemark vor vier Jahren, mit morgendlichem Strandjoggen inklusive, ist noch in bester Erinnerung. Weniger gut - abgesehen vom 90 Prozent weiblichen Publikum am Eröffnungstag - ist diejenige an Västeras vor zwei Jahren, als mit finnischen Fans um die Plätze („Nein, Strom gibt's nicht auf den Presseplätzen") gestritten werden musste. So eine lausige Organisation ist fast nicht zu unterbieten. Immerhin konnte dort auch wieder vom Titel geträumt werden, auch wenn die Schwedinnen damals schon einen verdammt starken Eindruck machten.
Gespannt bin ich auf den Zuschaueraufmarsch in St. Gallen. Überraschend, dass die Finalspiele bereits ausverkauft sind. Das macht Lust auf mehr. An dieser Stelle: Nein, ich habe auch keine Tickets. Wirklich nicht. Es soll aber eventuell (bitte nicht behaften) noch einige Stehplätze mehr geben. Hoffentlich gibt's auch viele Zuschauer unter der Woche. Ich habe kürzlich ein WaSa-Heimspiel im Athletik-Zentrum erlebt. Da brauchts schon noch was an Zuschauern, damit es nach was aussieht. Die Minikulisse des EFT war ein hoffentlich warnendes Beispiel.
Als einer der wenigen glaube ich daran, dass die Schweizerinnen Weltmeister werden können. Trotz (voraussichtlichem) Halbfinal gegen Schweden. Zwei Gründe sprechen dafür: Einerseits hat die Schweiz seit Ramona Gabathuler in der Nati spielt, immer das Finale erreicht und zweitens spricht das „Gesetz der Serie" dafür. Der Strohhalm der Statistik sieht wie folgt aus:
Resultate Frauen-Nationalmannschaft
2001: Niederlage im Halbfinale
2003: Sieg Halbfinale, Niederlage Finale
2005: Sieg Halbfinale, Sieg Finale
2007: Niederlage Halbfinale
2009: Sieg Halbfinale, Niederlage Finale
2011: man rechne selber...
Logisch, oder? Okay, ganz objektiv und nach „Hattrick-Logik" spricht wenig für die Schweiz. Die Schwedinnen haben auf dem Papier das stärkere Kader (Über das Schweizer Aufgebot kann nach der WM diskutiert werden). Doch es ist keine Playoff-Serie, sondern ein einzelnes Spiel, das entscheidet. Spielen die Schweizerinnen am obersten Limit, mit einem fanatischen Publikum im Rücken und haben etwas Schlachtenglück gegen ein Schweden, das nicht seinen besten Tag hat, dann, ja dann, könnte es am 11. Dezember wieder heissen: „Hüt hed d Schwiiz d Möglichkeit zum Wäutmeistr wärda".
P.S. Wer noch etwas auf die letzte Frauen-WM in der Schweiz zurückblicken will, dem sei dieser Link empfohlen.