11.
2010
Klartext
Sie werden kommen, da bin ich sicher. Ganz sicher sogar. Nein, ich meine weder die Worte „Cheers, Miss Sophie" und auch nicht die Russen. In zwei Wochen ist WM-Zeit und das heisst auch: Floskelzeit. „Die Mannschaftsleistung steht im Vordergrund", „wir haben einen super Teamgeist" und als Königin aller Floskeln „wir schauen von Spiel zu Spiel". Ein Ärgernis, das mit den überflüssigen Feldinterviews deutscher Privatfernseher in den 90er Jahren begann. Baaaah, ich kanns nicht mehr hören. Unsere Nationalspieler sind Meister im Sprüchli-Auswendiglernen. Ich vermute, die stehen sogar als Anhang im Playbook. Aber jetzt mal ehrlich: Glaubt ihr wirklich, dass wir euch das noch abnehmen? So doof sind wir dann doch nicht.
Eher nehme ich wohl ein Sparschwein mit und verlange für jede Floskel 3 Euro. So wie im ‚Doppelpass‘ am Sonntagmittag auf Sport1. Dort kostet „Gras fressen" oder „die Kirche im Dorf lassen" Bares fürs Phrasenschwein. Und siehe da - dort wird Tacheles geredet und nicht um den heissen Brei gelafert. Das wünschte ich mir manchmal auch von unseren Natispielern. Und nicht, sich hinter den pseudoprofessionellen Samichlaussprüchli zu verstecken. Die will wirklich niemand hören. Dafür klare Ansagen, ehrliche Kommentare und dann und wann ein deftiger Spruch. Ein „mein Schuss war so scharf wie meine Nachbarin" bleibt eher in Erinnerung, als ein „ohne meine Nebenleute kann ich keine Tore schiessen".
Da wünscht man sich als Journalist die Nomination von Goalie Daniel Streit. Um einen träfen Spruch war der Chnöiler nie verlegen. Aber nicht nur deswegen. Das Spiel mit dem lange verletzten Philipp Gerber ist heiss, sehr heiss. Ungern erinnere ich mich an seine zittrigen Auftritte vor zwei Jahren, als plötzlich die Torlatte unser bester Freund wurde. Aber hoffen wir das Beste. An Talent und Spielverständnis hat es Gerber nie gemangelt. Wenn er in der kurzen Zeit noch etwas Spielpraxis erhält, sollte es auch mit der Form klappen. Als Torhüter weiss ich natürlich, dass die Partien vor allem im Kopf entschieden werden. Oh, hoppla, jetzt hab ich auch noch gefloskelt. Der Boden im Phrasenschwein ist gefüllt. Und ja, wenn mir ein Schweizer Spieler nach dem gewonnenen Finalspiel am 11. Dezember erklärt, dass der Sieg eine tolle Mannschaftsleistung gewesen sei, dann werde ich ihm nicht böse sein. Dann kann er von mir aus alle Phrasen dieser Welt auspacken - für einmal werde ich sie dann auch im Bericht erwähnen.
This is generally a good time to coecllt oneself along with rest! I love this time of season! Thank 64.124.46.6
30. 09. 2012