09.
2011
Mehr Mut
Vor einer Woche riefen wir die Schreiberlinge auf, ihre Spielberichte uns wieder zuzustellen. Der Aufruf wurde befolgt, unsere Berichtebox füllte sich ähnlich wie eine Weihnachtsgans an Heiligabend. Vielen Dank allen Zusendern. Alle Berichte konnten wir nicht aufschalten. Weiterhin gilt: Falls kein unihockey.ch-Mitarbeiter vor Ort war, wird der Spielbericht des Heimteams aufgeschaltet. Falls kein solcher vorhanden, der des Gästeteams. Unser Ziel ist es, am Montagmorgen möglichst viele Berichte der Nationalligateams aufgeschaltet zu haben. Dies bedingt natürlich die Mitarbeit der Vereinsschreiberlinge. Wir danken jetzt schon für viele Einsendungen bis Sonntagabend.
Aus zeitlichen Gründen können nicht alle Berichte peinlichst genau auf Fehler kontrolliert werden. Die gröbsten Rechtschreibefehler werden ausgemerzt, wer weitere Fehler findet, kann sie behalten oder uns via Mail melden. (Es ist übrigens nur ein sehr haltloses Gerücht, dass der Schreibende dieser Zeilen jeweils die meisten Fehler in seinen Texten produziert...). Was leider immer wieder fehlt, ist ein Telegramm bei den Partien. Zumindest das Kurz-Telegramm, welches mit dem Liveticker erstellt wird, sollte angehängt werden. Vor allem für die Auswertung von „The Game" sind wir aber extrem froh, wenn komplette Telegramme erstellt werden. Die Vorlage dazu, ist am Ende der Story von letzter Woche ersichtlich. Ebenso sollten im Lead die wichtigsten W-Fragen beantwort werden. Sprich ein Resultat und die teilnehmenden Mannschaften vorhanden sein.
Das Durchlesen der Berichte ist immer wieder eine amüsante Sache. So manches Schreibtalent lässt sich da finden, auch unter Nationalliga-Spielerinnen und -Spielern. Trotzdem kommen viele Berichte sehr mutlos daher. Vor allem in der Floskelsuppe wird tief gerührt. Das „gegenseitige Abtasten zu Spielbeginn" (man stelle sich dies bitte einmal bildlich vor...) kommt in gefühlt jedem zweiten Bericht vor. Fast schon ein Klassiker ist das „wir starteten schwungvoll in die Partie". Wer schon zu Beginn müde ist, macht wohl den falschen Sport. Auch schön das „gut gespielt, trotzdem verloren". Nur in den seltensten Fällen ist eine Niederlage eine gute Sache. Absolut gar nicht geht, dass die gegnerische Mannschaft konsequent nur „Gegner" genannt wird. Die Kriegsberichterstattung wird in unseren Breitengraden seit über 60 Jahren nicht mehr praktiziert. Jeder Spieler und jede Mannschaft hat einen Namen.
Auch wird immer oft dem Anglizismus gefrönt. Ich bin überhaupt kein Fan davon. Warum nicht Überzahltor schreiben statt Powerplaygoal? Oder Torjäger statt Goalgetter? Oder Unterzahltreffer statt Shorthander? Nicht jeder ist des Englischen mächtig. Viele Berichte werden auch Lokalblättern zugestellt. Gerade dort ist nicht jeder ein Fachmann. Das Ziel sollte doch auch sein, dass die Nachbarin einen Bericht liest und auch versteht, wenn sie schon immer die Jungs und Mädels mit den komischen Stöcken am Fenster vorbeilaufen sieht. Mit Grauen denke ich beispielsweise an die Berichte des lokalen American-Football-Vereins. Spätestens nach drei Sätzen, in denen der Quarterback vom Left Defense Tackle gesacked wurde und die Offense zu viele Interceptions verursacht hat, muss ich jeweils entnervt weiterblättern.
Grundsätzlich wünsche ich mir etwas mehr Mut in der Berichterstattung. Warum nicht mal auf die immer wieder kehrenden 08/15-Floskeln verzichten und dafür einen knackigen Spruch „verstecken"? Letzte Woche mussten meine Spieler auch lesen, dass sie Penaltyschützen von Strellerschem Format seien. Wer von fünf Strafstössen nur einen verwandelt, muss sich halt auch ein wenig Kritik anhören können. Bei einem seriös aufgemachten Bericht, mag es zwischendurch etwas Humor gut vertragen. So kann sich der Schreiberlinge auch aus dem grauen Mittelmass etwas abheben. Das ganze bleibt - wie so oft im Leben - eine Frage des Masses. Wer nur noch kalauert, wird nicht mehr gelesen. Wie auch immer: - Ich wünsche allen Berichteschreibern ein kreatives Wochenende.