04.
2009
The Final Countdown
„Was denksch zum Samstig?" wurde ich in den letzten Tagen oft gefragt. Vor der Serie hatte ich auf 3:1 für Wiler-Ersigen getippt. Einen Sieg hätte ich den Tigers zugetraut, mehr aber doch nicht. Der Wiler-Kreisel surrte im Halbfinale, der Meister schien mir bereit, mental wie physisch. Dieses glatte 3:0 und der erste Sieg im Finale verlieh aber zu viel Sicherheit. „Am Schluss heds immer no glängt", schien sich wohl mancher Akteur zu denken und vergass wie knapp (Penaltyschiessen, zweimal ein Tor Unterschied) die Spiele teilweise ausgingen.
Die Tigers hingegen hatten sich minutiös vorbereitet und liessen sich auch vom Rückstand nicht beirren. Philippe Soutter hatte bereits vor zwei Jahren mit dem HCR erkannt, dass sich die Akteure von Wiler-Ersigen mit einer Manndeckung schwer tun. Und der Plan ging auf - erst im Cupfinal und auch in Spiel 2 und 3. Ähnlich wie Fribourg-Gottéron steigerten sich die Langnauer im feu sacré, dem heiligen Zorn gegen die Obrigkeit, zu ungeahndeten Höhenflügen.
Die Tigers träumten danach aber bereits vom Titel und vergassen, dass Wiler-Ersigen zu Recht eine der besten Mannschaften Europas ist. Der SVWE und Thomas Berger waren im Stolz getroffen und reagierten. Die Leichtgewichte Mendelin und Mäkipää blieben draussen - die Dampfmacher Zürcher, Fankhauser und Balmer brachten die Emotionen und Härte zurück ins Spiel. Wiler nahm den von den Tigers oft propagierten „Kampf" (bereits jetzt das Unwort des Jahres in der Unihockeyszene) auf - und schlugen eindrucksvoll zurück.
Einen Favoriten nun auszumachen, fällt schwer. Für Wiler-Ersigen spricht das ebenfalls überstrapazierte „Momentum", das deutlich besser bestückte und auch mehrheitlich gesunde Kader, sowie das Wissen, wie man Meister wird. Gegen sie spricht, dass sie letztmals 2005 ein Entscheidungsspiel gewannen (Cupsieg), dagegen ihre Meistertitel jeweils im dritten oder vierten Spiel gewannen. Stand ein fünftes Spiel an (2002 und 2006) verliess Wiler aber als Verlierer das Feld.
Für die Tigers spricht, dass nur noch ein Spiel ansteht. Dass sie solche „Endspiele" gewinnen können, haben sie in den Cupfinals 2007 und 2009 gezeigt. Gegen sie spricht, dass sie am Montag teilweise auf dem Zahnfleisch liefen. Die Keyplayer wurden phasenweise überstrapaziert und - wie beispielsweise Simon Stucki - von der Wiler-Abwehr mit einer engen Manndeckung aus dem Spiel genommen. Auch Ales Zalesnys liess sich durch einfachste Mittel (Stichwort Trash Talk) aus dem Konzept bringen.
Ja, was denk ich nun? 50:50 mit Vorteilen für Wiler, einfach weil sie mir im letzten Spiel den besseren Eindruck machten. Entscheidend könnte sein, ob Soutter nochmals einen Trumpf aus dem Ärmel zieht oder Berger seinen Herausforderer wieder überrascht. Eines kann aber mit Sicherheit gesagt werden: diejenige Mannschaft, welche sich auf die „Fehlentscheide" (bewusst in Klammern gesetzt) der Schiedsrichter konzentriert, wird das Finale verlieren. Das garantiere ich.