11.
2009
Vorfreude
In zwei Wochen werden wir wohl in der klirrenden schwedischen Kälte unser Hotel in Västeras suchen. Auf den Fotos sieht das Küstenstädtchen sehr gemütlich aus. Leider wurden alle Fotos im Sommer aufgenommen. Aber wir reisen ja nicht wegen den landschaftlichen Schönheiten im Dezember nach Skandinavien. Eine Steigerung zu unserem Strandbungalow im dänischen Frühling vor zwei Jahren ist wohl fast nicht mehr möglich. Da standen sogar die grössten Eulen morgens um 8 Uhr fürs Beach-Jogging bereit.
Trotz den vermutlich kühlen Temperaturen (heute war es nur grad 8 Grad warm) ist die Vorfreude gross. Weltmeisterschaften sind meist besondere Leckerbissen im Leben der Unihockey (Sonntags-)journalisten. Wie die Spieler, oder in diesem Fall die Spielerinnen, dürfen auch sie sich eine Woche lang wie Profis fühlen. Tagsüber wird in der Halle geschuftet und abends dann die neusten Gerüchte an der Bar ausgetauscht. Oder mit grossen Augen den einheimischen Gepflogenheiten zugestaunt. Schade, haben sich Bodyshots in der Schweiz immer noch nicht durchgesetzt.
In der ersten Woche wird dabei die Jagd nach den treffendsten Geschichtlein abseits des Rinks im Mittelpunkt sein. Die berühmt-berüchtigten Splitter sind auch für die Journis das Salz in der Suppe. Und was wir in den letzten Jahren rausgefunden haben: Nur im Ausland macht Splittern Spass. Schwer wird's aber meist mit Schweizer Geschichten. Keine andere Nation schottet ihre Teams an Turnieren ab, wie die Rotjacken. So konzentrieren wir uns meist auf andere Nationen, welche mit Pressevertretern einen deutlich entspannteren Umgang pflegen.
Ansonsten wird vieles sein wie immer. Die Top4 Teams haben je ein Spiel in welchem sie „richtig" gefordert werden und wer dieses verliert, steht mit einem Bein schon im kleinen Final. Für die Schweizerinnen gilt es am Dienstag, 8. Dezember ernst. Gewinnen sie dann gegen Finnland wartet am Freitag, 11. Dezember im Halbfinale wohl Tschechien, statt dem WM-Favorit Schweden. Und was zählt bei Titelkämpfen ist klar - nur ein Finaleinzug kann in der Heimat Euphorieschübe auslösen. Auch wenns nicht gerade solche wie bei den U17 Buben sind.
Bis dahin wird der verstaubte Schwedisch Dixionär nochmals zur Hand genommen, damit wenigstens die rudimentärsten Sätze pa Svenska ausgesprochen werden können. Denn wir wollen die WM nicht in unserem kleinen Kosmos erleben, sondern mit all seinen positiven und negativen Seiten erleben. Mit Gerstensaftpreisen wie in Ostrava werden wir dabei aber wohl nicht rechnen dürfen. Aber da die Schweizerinnen in der Vorrunde zweimal bereits um 11 Uhr spielen, dürfte der Ausgang sowieso kürzer werden als auch schon.